Ephraim Palais – Audiodeskription

Geschichte

Das Ephraim-Palais im Nikolaiviertel an der Ecke Poststraße und Mühlendamm hat eine spannende Geschichte. Vom späten 15. Jahrhundert bis 1739 befand sich hier die erste und älteste Apotheke Berlins. 1762 erwarb der jüdische Hofjuwelier und Münzpächter Veitel Ephraim, der im Dienst von Preußens König Friedrich II. stand, das Grundstück mitsamt der Apotheke und einem weiteren Bau und ließ beide von dem Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs zu einem prächtigen Eckhaus im Stil des Rokoko ausbauen. 1766 war das Palais fertig und wurde nach seinem Besitzer Ephraim-Palais genannt. Schnell galt das Palais mit dem kleinen Platz davor als die schönste Ecke Berlins und machte sogar dem nahe gelegenen königlichen Schloss Konkurrenz. Der Bauherr wohnte und arbeitete selbst in dem Gebäude. Im Hof befand sich eine Silberscheideanstalt, ein Edelmetallrecycling, wie wir heute sagen würden. Die Läden im Erdgeschoss wurden vermietet. Ephraim starb 1775. Bis 1823 verblieb das Palais in Familienbesitz. In den folgenden Jahren wechselten die Eigentümer mehrfach. Seit 1843 war das Palais im Besitz der Stadt, von der es u. a. als Einwohnermeldeamt genutzt wurde. Zwischen 1892 und 1895 ließ der Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein das Palais erweitern, so dass es sich nun auch zur Spreeseite hin präsentierte. 1936/37 wurde das Gebäude abgetragen und die Fassade eingelagert. Der Grund dafür war ein tiefgreifender Umbau der Mühlendammschleuse und des Mühlendamms, womit eine Verbreiterung der Spree verbunden war. Die vollständige Umsetzung dieser Pläne verhinderte der Zweite Weltkrieg. Im Zuge der Rekonstruktion des Nikolaiviertels anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde schließlich mit dem Wiederaufbau des Ephraim-Palais begonnen. Bis 1987 entstand das Palais unter Verwendung der originalen Fassadenteile, die zu diesem Zweck von West- nach Ostberlin kamen, in seiner historischen Gestalt aus der Zeit vor der Erweiterung von 1895 neu. Seither dient das Gebäude als Ort der Kultur. Das Stadtmuseum zeigt hier Ausstellungen zur Berliner Geschichte und Kultur. Zudem ist das Ephraim-Palais der Sitz der Ephraim Veitel Stiftung zur Förderung jüdischen Lebens in Deutschland.

Audiodeskription

Das Ephraim-Palais ist ein Rokokopalais aus dem 18. Jahrhundert. Er steht in der Poststraße im Nikolaiviertel und beherbergt heute ein Museum. Das Palais ist ein Eckhaus. Es ist etwa vierzig Meter hoch und hat vier Etagen. Das Besondere sind die zahlreichen Zierelemente, die es schmücken. Die meisten Zierelemente sind an der mittleren Fassade zu finden: Säulen, die einen Balkon tragen, der mit einem goldfarbenen Gitter versehen ist, Putten und aufwendig gestaltete Türen. Die linke und die rechte Fassade sind hingegen relativ schmucklos. Ein Element, das sich vertikal über alle drei Fassaden zieht, ist das etwa zwanzig Zentimeter breite und mit unterschiedlichen Ornamenten geschmückte Gesims zwischen der zweiten und dritten Etage.

Im Erdgeschoss der mittleren Fassade befindet sich die etwa zwei Meter breite und drei Meter hohe dunkelbraune Eingangstür. Sie hat zwei Flügel und eine Klinke aus Messing. Auffallend ist der Türbogen im oberen Bereich, der aus neun kleinen Fensterscheiben aus hellbraunem Glas zusammengesetzt ist. Links und rechts von der Tür finden wir jeweils zwei Säulenpaare, die einen Balkon tragen, der sich in der ersten Etage über die gesamte mittlere Fassade erstreckt. Die Säulen sind schlank und besitzen eine glatte Oberfläche. Der Balkon ist, wie die Fassade, abgerundet. Sein Geländer ist etwa einen halben Meter hoch und besteht aus goldfarbenen Gittern. Die Gitter weisen die unterschiedlichsten verspielten Formen des Rokoko – Kurven, Kreise und Schwünge – aus. Unterbrochen wird das Geländer von kindlich aussehenden wohlgenährten Engeln, sogenannten Putten, die auf Sockeln stehen. Sie sind etwa einen halben Meter groß, treten paarweise oder einzeln auf und bestehen aus Sandstein. Den Hintergrund des Balkons bilden drei etwa zwei Meter breite und drei Meter hohe Türen. Sie bestehen aus den beiden Türflügeln aus Glas mit weißen Holzrahmen und aus einem halbrunden Türbogen darüber, dessen Glas von feinen geschwungenen Holzleisten durchzogen ist.

In der zweiten Etage finden wir drei Balkone, die ebenfalls von Geländern aus Goldgittern begrenzt werden. Getragen werden sie von geschwungenen Elementen aus Sandstein, die aus der Fassade herausragen. In der dritten Etage gibt es, in einer Linie mit der Eingangstür, nur noch einen Balkon. Auch er weist das typische verspielte Rokoko-Geländer auf. Sehenswert ist die Dachbegrenzung. Dabei handelt es sich um eine etwa dreißig Zentimeter hohe Balustrade aus Sandstein, die die gesamte Breite der mittleren Fassade einnimmt. Auf der Balustrade stehen im Abstand von jeweils etwa zwei Metern vier etwa ein Meter hohe Sandsteingefäße. Sie besitzen die Form von Vasen.

Erwähnenswert sind noch die schmiedeeisernen Schutzgitter vor den beiden Fenstern im Erdgeschoss der rechten Fassade, die ebenfalls Rokokoformen aufweisen, sowie die beiden Dachfenster ganz außen auf der linken beziehungsweise auf der rechten Fassade. Sie besitzen runde Fenster und ein geschwungenes Dach und sehen wie große Froschaugen mit Augenbrauen aus.