Friedrichswerdersche Kirche – Audiodeskription
Einführung
Die Friedrichswerdersche Kirche am Werderschen Markt wurde von 1824 bis 1830 nach Entwürfen des Architekten und Stadtplaners Karl Friedrich Schinkel errichtet.
Schinkel plante den Bau zunächst im klassizistischen Stil, also mit Besinnung auf die griechische Antike. Auf Wunsch des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., sollte der Kirchenbau jedoch im altdeutschen Stil, im Stil der Gotik entstehen.
Schließlich setzte sich Schinkel, zumindest was die Proportionen des Bauwerkes anging, durch, indem er vorschlug, „die Gotik durch die Antike zu läutern“.
Die finanziellen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, waren allerdings begrenzt, sie erlaubten nur die Errichtung eines einschiffigen Kirchenbaus.
Der Name der Kirche geht auf den Baugrund zurück, auf dem das Gebäude errichtet wurde, dem Friedrichswerder. Das war ursprünglich eine Spreeinsel, die nach dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg benannt worden war.
Nach ihrer Fertigstellung wurde die Kirche von der deutschen und französischen Gemeinde genutzt. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 wurde das Gebäude als Museumskirche umgewidmet und dient seitdem als Ausstellungsraum für die Alte Nationalgalerie.
Von 2012 bis 2020 war die Kirche geschlossen, weil Bautätigkeiten in unmittelbarer Nachbarschaft gravierende Schäden am Gebäude verursacht hatten.
Seit 2020 sind im Kirchenschiff unter dem Titel „Ideal und Form“ Plastiken und Skulpturen der Berliner Bildhauerschule aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, darunter Werke von Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch.
Eine zweite Ausstellung auf der Empore widmet sich dem Leben und Werk von Karl Friedrich Schinkel.
Die Friedrichswerdersche Kirche ist der einzige in der Berliner Innenstadt erhaltene Kirchenbau von Schinkel, bei dem Fassade und Innenraum noch heute dem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprechen. An die ursprünglich sakrale Nutzung erinnern im Innenraum die Kanzel, die Altarmensa und die teils originalen farbigen Glasfenster.
Audiodeskription
Die Audiodeskription beschreibt die Eingangsfassade (Südfassade) der Friedrichswerderschen Kirche auf dem Werderschen Markt.
Wir stehen auf dem kleinen viereckigen Platz vor der Kirche. Links und rechts wird sie von modernen Büro- und Wohnbauten eingerahmt, nur durch schmale Gänge von ihnen getrennt. Hinter uns befindet sich die Französische Straße mit dem Gebäude des Auswärtigen Amtes auf der anderen Straßenseite.
Die Südfassade ist ungefähr zwanzig Meter breit und sechzig Meter hoch. Sie setzt sich zusammen aus einem Mittelteil mit dem Eingangsportal im Erdgeschoss und dem Geschoss mit dem großen Maßwerkfenster darüber, sowie aus den beiden rechteckigen Türmen links und rechts, die den Mittelteil um zirka zehn Meter überragen (Doppelturmfassade).
Widmen wir uns zunächst dem Eingangsbereich mit den beiden gemauerten Portalen im Erdgeschoss der Kirche. Gemauert heißt, dass die Portale, wie die gesamte Kirche, aus vielen einzelnen roten Backsteinen zusammengesetzt sind (Backsteinarchitektur).
Die Portale sind jeweils ungefähr drei Meter breit und acht Meter hoch. Sie bestehen aus den Türen, durch die man die Kirche betritt, und aus den Halbbögen darüber, in denen sich gotische Rosettenfenster befinden.
Die Türen sind aus hellem Gusseisen. Sie besitzen zwei Flügel mit jeweils fünf übereinander angeordneten Kassettenfeldern, die mit gegossenen Medaillons gefüllt sind. Zu sehen sind auf den Medaillons junge Frauen mit offenen lockigen Haaren und fein gestalteten Gesichtern. Das sind Genien, in der römischen Mythologie übernatürliche Schutzgeister, die für den alltäglichen Schutz der Menschen verantwortlich sind. Sie tragen lange fließende Gewänder und haben Engelsflügel. Was sie am meisten voneinander unterscheidet, sind ihre Körperhaltung – manche Frauen stehen aufrecht, andere gebeugt, manche gucken nach links, andere nach rechts – und vor allem die Bibelzitate auf den Tafeln, die sie in den Händen halten. Eines der Zitate lautet: „Es sei denn dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“, und ein anderes: „Lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden“.
Links und rechts werden die Türen von schmucklosen gemauerten Doppelsäulen eingerahmt, lediglich ihre Kapitelle (Abschlüsse) sind mit Ornamenten reich verziert. Oberhalb der Türen befinden sich die gemauerten Halbbögen. Diese Halbbögen bergen jeweils einen besonderen Schatz: eine gotische Rosette. Diese Rosetten bestehen aus runden und halbrunden Glasscheiben, die von kleineren Mauersteinen umkränzt werden. Sie sehen wie Rosenblüten aus, deshalb werden sie auch „Fensterrosen“ genannt.
Zwischen den Halbbögen steht auf dem Kapitell einer Säule ein etwa ein Meter 50 großer Engel aus dunkler Bronze in kriegerischer Haltung. Das ist der Erzengel Michael. Seine Flügel sind weit ausgebreitet, und er trägt einen Waffenrock, der bis zu den Oberschenkeln reicht. Darunter sieht man seine nackten Beine. In der rechten Hand hält er eine etwa zwei Meter lange Lanze, mit der er einen sich ringelnden großen Lindwurm auf dem Boden niederdrückt. Links und rechts auf den Halbbögen sitzen zwei weitere Figuren, junge Frauen in langen Gewändern.
Kommen wir nun zu dem Geschoss über dem Eingangsbereich mit dem aufstrebenden Maßwerkfenster. Das Fenster, das fast die gesamte Fläche des Geschosses einnimmt, ist mit einer Breite von zirka fünf Metern etwas schmaler als die beiden Portale zusammen, aber mit zirka zwölf Metern deutlich höher. Das führt zu dem Eindruck, dass es nach oben, in den Himmel strebt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Halbbogen mit den drei gotischen Rosetten, mit dem das Fenster oben abschließt.
Das Fenster selbst setzt sich aus zwölf einzelnen Fenstern zusammen, die die gleiche aufstrebende Form wie das große Fenster besitzen. Sie sind jeweils zirka 80 Zentimeter breit und vier Meter hoch und schließen oben mit einem Halbbogen ab. Voneinander getrennt werden sie durch schmale gemauerte Streifen. Der Halbbogen wirkt auch hier wieder wie eine Fassung für einen kostbaren Schmuck, in diesem Fall sogar für drei Rosetten. Die beiden unteren Rosetten haben drei Blütenblätter, die große oben sogar fünf.
Abgeschlossen wird der Mittelteil der Kirche oben mit einem mit Ornamenten geschmückten Sims. Dieser erstreckt sich zwischen den links und rechts anschließenden Türmen.
Diese beiden Türme sind etwas schmaler als der Mittelteil, aber deutlich (zehn Meter) höher. Sie besitzen fünf Geschosse. Ihr Anblick ist weniger spektakulär, aber auch sie weisen schöne Details auf.
Am linken Turm hängt im Erdgeschoss eine Tafel aus dunkler Bronze mit der Inschrift: „Friedrichswerdersche Kirche. Nationalgalerie. Staatliche Museen zu Berlin“.
Eine Tafel finden wir auch am rechten Turm, auf der steht: „Friedrichswerdersche Kirche. Erbaut 1824 bis 1830 von Karl Friedrich Schinkel. Zerstört 1944/45. Wiederaufgebaut von 1982 bis 1987“.
Die drei unteren Geschosse der Türme haben jeweils ein Fenster, das oben mit einem gemauerten Halbbogen abschließt wie das große Maßwerkfenster in der Mitte. Allerdings fehlen die Glasscheiben, die Rosette und überhaupt jegliche Verzierungen.
Im dritten Geschoss des rechten Turmes entdecken wir die goldglänzende Uhr der Kirche. Sie hat einen Durchmesser von zirka 50 Zentimeter. Die Uhr besteht nicht aus einem Stück, sondern ihre in Latein geschriebenen Zahlen wirken wie auf das Mauerwerk „aufgeklebt“. Sie gruppieren sich um einen Ring, in dessen Mitte die Zeiger auf einer verzierten Scheibe befestigt sind. Der lange Minutenzeiger hat eine pfeilförmige Spitze, der kurze Stundenzeiger schließt mit einem Ring ab.
Die beiden Türme überragen den Mittelteil um zirka zehn Meter. Hier sind sie noch einmal in zwei Geschosse mit jeweils drei Fenstern gegliedert. Sie schließen mit einem flachen Dach ab. Auf den Ecken der Dächer stehen schmale zirka ein Meter hohe Miniatur-Türme, deren Spitzen von vergoldeten Kugeln gekrönt werden.