Gründungsbrunnen – Audiodeskription
Mit dieser Audiodeskription lernen wir den Gründungsbrunnen im Nikolaiviertel kennen. Der Gründungsbrunnen, auch Wappenbrunnen genannt, steht auf dem Nikolaikirchplatz rechts vor dem Eingang zur Nikolaikirche. Er wurde nach einem Entwurf des Bildhauers Gerhard Thieme errichtet und 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins eingeweiht. Er soll an die Gründung der Doppelstadt Berlin-Cölln 1237 erinnern. Der Brunnen ist ein Zierbrunnen nach dem Vorbild mittelalterlicher Stockbrunnen. Er besteht aus Sandstein. Von unten nach oben gesehen setzt er sich aus folgenden Elementen zusammen: dem Unterbau mit Trittsteinen, die zum Brunnenbecken hinaufführen, dem achteckigen Brunnenbecken mit dem Brunnenstock in der Mitte, auf dem ein Bär sitzt, der ein Wappen mit einem Adler hält, und dem schmiedeeisernen Baldachin, der den Brunnen überdacht. Insgesamt hat der Brunnen eine Höhe von sechs Meter und einen Durchmesser von vier Meter.
Zu den Details. Umschlossen ist die gesamte Brunnenanlage von einer Bronzekette. Die Kette besteht aus acht Teilen, die an etwa fünfzig Zentimeter hohen Sandsteinpfeilern befestigt sind. Zwischen der Kette und dem Unterbau mit den Trittsteinen liegt ein etwa fünfzig Zentimeter breites Pflaster, das von etlichen gusseisernen Gullys und Abflussrinnen unterbrochen ist. Drei stufenförmige Trittsteine führen an jeder Seite zum Brunnenrand hinauf. Das Brunnenbecken ist allerdings so hoch, etwa drei Meter, und die Stufen sind so niedrig – insgesamt etwa fünfzig Zentimeter – dass niemand von der obersten Stufe über den Brunnenrand hinaus ins Brunnenbecken sehen könnte. Die Trittsteine besitzen nur eine dekorative Funktion. Die acht Seiten des Brunnens – in der Fachsprache Brüstungsplatten genannt – sind jeweils mit einem leicht vertieft angelegten runden Siegel verziert. Diese Siegel haben einen Durchmesser von etwa 40 Zentimeter. In ihrer Mitte befinden sich auf einem Untergrund in Wappenform unterschiedliche Zunftzeichen, zum Beispiel Brezeln für das Bäckerhandwerk und Beile für den Zimmermann. Um diese Wappen mit den Zunftzeichen herum läuft jeweils eine Buchstabenfolge. Umgeben sind beide – sowohl die Wappen mit den Zunftzeichen als auch die Buchstabenfolgen – von einem Ring aus kirschengroßen Kugeln, die ebenfalls zur Verzierung dienen. Diesen Ring nennt man in der Fachsprache Perlfries. Die acht Seiten des Brunnenbeckens werden von über Eck geführten etwa zwanzig Zentimeter breiten Beckenpfosten getrennt. Die Pfosten tragen jeweils drei gerundete Schalen. Ins Brunnenbecken selbst können wir, wie bereits erwähnt, nicht hineinsehen. Umso mehr fällt die Sandsteinsäule ins Auge, die in seiner Mitte in die Höhe ragt. Das ist der Brunnenstock. Der Brunnenstock ist etwa drei Meter hoch und hat einen Durchmesser von etwa 20 Zentimeter. Auf dem Stock sitzt auf einem viereckigen Unterbau, einem sogenannten Kissenkapitell, ein etwa fünfzig Zentimeter großer Sandstein-Braunbär. Der Braunbär ist das Berliner Wappentier. Dieser Bär ist sehr realistisch gestaltet, wir erkennen die kräftigen Hinterbeine, den gedrungenen Oberkörper und den schweren, massiven Kopf mit der hervorstehenden Schnauze und den runden Ohren. Mit seinen beiden Vordertatzen hält er das brandenburgische Adlerwappen. Das ist ein Relief in Wappenform, dessen Mittelpunkt der Adler mit den Füßen und Krallen, dem Körper mit den ausgebreiteten Schwingen und dem Kopf mit dem Auge in der Mitte und dem langen scharfen Schnabel bildet. Aus dem Kissenkapitell strahlt an acht Stellen aus kleinen Wasseraustritten das Wasser bogenförmig in das Becken. Zum Schluss betrachten wir den schmiedeeisernen Baldachin, auch Kuppelgitter genannt. Er ruht auf sechs schlanken Streben, die auf den Beckenpfosten ansetzen. Diese sechs Streben oder auch Strebenbögen wölben sich in der Höhe nach innen. Miteinander verbunden sind sie durch sogenannte Voluten, das sind Verzierungen in Schnecken- beziehungsweise Spiralform. An ihrem höchsten Punkt münden die Strebenbögen in eine etwa zehn Zentimeter hohe blütenförmige Ornamentik, eine stilisierte Lilie. Der Baldachin hat, im Gegensatz zum hellen Sandstein des Brunnens eine schwarze Farbe. Der Gründungsbrunnen lebt von seiner schönen Gestalt, die viele unterschiedliche Elemente in sich vereinigt. Das Wasser dominiert die Brunnenanlage nicht, es bleibt hinsichtlich Menge und Geräuschkulisse, im Gegensatz zu anderen Brunnen, im Hintergrund.