Haus Am Marstall – Audiodeskription

Das Haus Am Marstall – nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Neuen Marstall am Schlossplatz – wurde im Zuge des Wiederaufbaus des Nikolaiviertels 1987 fertiggestellt und ist ein Beispiel für die von der DDR erbauten Häuser, die gemeinsam mit den historischen Bauten den architektonischen Reiz des Nikolaiviertels ausmachen.

Das Gebäude nimmt mit seinem Außenbereich die gesamte Ecke Rathausstraße und Poststraße ein und dominiert die Umgebung auf Grund seiner Größe und insbesondere der auffälligen Gestaltung seiner Fenstererker.

Die mittlere Fassade des Gebäudes ist etwa fünfzig Meter breit und dreißig Meter hoch. Die beiden seitlichen Fassaden, die deutlich schmaler sind, können wir von unserem Standpunkt aus nicht erkennen. Vor der mittleren Fassade erstreckt sich der Außenbereich, der von dem Restaurant im Erdgeschoss genutzt wird. Er füllt die Straßenecke komplett aus und hat dementsprechend die Form eines Dreiecks.

Sofort ins Auge fällt die erste Etage, in der ein Café zu Hause ist. Ihre Fassade ist mit einem grau farbigen Metall verkleidet. Ein besonderer Hingucker sind die vier Erkerausbildungen, die über die gesamte Breite der Fassade verteilt sind. (Jeweils einen Erker finden wir auch an den Seitenfassaden.) Sie besitzen eine vertikale längliche Form und sind oben und unten abgerundet. Diese Abrundungen sind ebenfalls aus dem grauen Metall und sehen wie große Kappen aus. Allerdings bestehen sie nicht aus einem einzigen Stück, sondern sind – ebenso wie die Fassade dahinter – aus vielen einzelnen Metallplatten zusammengesetzt. Das erkennen wir an den feinen Linien oder Falten, die sich über ihre Oberfläche ziehen.

Zwischen den Kappen befinden sich die Fensterscheiben. Eigentlich sind es jeweils fünf Scheiben, die von schmalen braunen Holzrahmen getrennt sind. Ihr Glas ist abgedunkelt. Bei Sonnenlicht spiegeln sich in ihnen die Fassaden der gegenüber liegenden Häuser. Die Rahmen an der Unterseite, die sich über die gesamte Fensterbreite erstrecken, dienen gleichzeitig als Blumenkästen.

Da die Erker förmlich an der Fassade zu kleben scheinen, fühlten sich die Berliner nach der Fertigstellung des Gebäudes an Schwalbennester erinnert und nannten das Café deshalb „Schwalbennest“. Heute trägt es den Namen „Birdsnest“.

Das Erdgeschoss des Gebäudes, in dem das Restaurant untergebracht ist, ist ebenfalls mit abgedunkelten, hier aber großflächigen Fensterscheiben verkleidet. Im Sommer kann man diese gläserne Front von der Straße aus allerdings nur schwer erkennen, da sie von dem Außenbereich mit seiner großen Anzahl von Tischen und Stühlen (und Menschen natürlich) verdeckt ist. Zusätzlich schotten Grünpflanzen in weißen Kübeln Außenbereich und Haus gegen das Geschehen auf der Straße ab.

Die zweite bis vierte Etage des Gebäudes ist mit dem hellen, aufgerauten und mit der Zeit etwas nachgedunkelten Putz versehen, der für die Architektur in der DDR typisch war. Hier befinden sich Wohnungen, die sich allerdings hinter den breiten Balkonen verstecken, die die Fassade in diesen Etagen dominieren.

Ein reizvolles Detail können wir noch, wenn wir näher herantreten, auf der linken Seitenfassade des Gebäudes entdecken: ein Schild aus dunkelbraunem Metall, das an die Fertigstellung des Gebäudes 1987 erinnert. Nur schwer sind heutzutage noch die Worte Café, Restaurant und Weinkeller (den es damals im Untergeschoss gab) zu erkennen. Umso deutlicher hingegen steht darüber in dunkelbrauen Buchstaben der Name des Gebäudes auf der hellen Fassade geschrieben: Am Marstall.