Museum Nikolaikirche – Ein Gespräch mit Ugne Metzner

Gespräch mit Ugne Metzner, freie Kunstvermittlerin und eine der beiden Guides der Tandemführung „Geschichte und Raum begreifen“.

Frage:

Frau Metzner, Sie waren seit 2016 Mitglied der sogenannten Fokusgruppe, die das Stadtmuseum dabei unterstützte, das Museum Nikolaikirche blinden- und sehbehindertengerechter zu gestalten. Wie haben Sie diese Gruppe erlebt?

Antwort:

Die Fokusgruppe bestand aus acht bis zwölf blinden und sehbehinderten Personen, die sich regelmäßig trafen. Wir waren verschieden alt, hatten einen unterschiedlichen Grad der Sehbehinderung und kamen aus unterschiedlichen Berufen. Somit brachten wir auch unterschiedliche Erfahrungen mit.

Frage:

Was haben Sie angeregt, was konnte davon umgesetzt werden?

Antwort:

Für mich das wichtigste Projekt waren die hochwertigen 3-D-Modelle, die nun die Dauerausstellung des Museums Nikolaikirche bereichern. Sie ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, sich in der Kirche ein Bild von der Architektur, der äußeren Gestalt und vom Innenraum des Bauwerkes zu machen.

Frage:

Wer hatte die Idee für die 3-D-Modelle?

Antwort:

Die Idee, denkmalgeschützte Architektur in Form von Tastmodellen zugänglich zu machen, stammt nicht von uns, der Fokusgruppe, sondern von Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Schutz Europäischer Kulturgüter“ an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Es sollte ein dauerhaftes, inklusives Angebot sein, das in eine vorhandene Dauerausstellung integriert werden konnte. Die Nikolaikirche, als älteste Kirche im historischen Berlin, erschien den Studierenden sowohl räumlich, als auch geschichtlich und architektonisch gesehen als optimaler Ort für die Umsetzung ihrer Projektidee. Die Gruppe ist dann mit ihrer Idee an das Stadtmuseum herangetreten. Die Fokusgruppe regte lediglich an, die 3-D-Modelle jeweils maßstabgerecht um einen Menschen mit seinem Hund zu ergänzen, um den Besuchern einen Größenvergleich zu ermöglichen. Bei der Entwicklung der Modelle waren übrigens neben Mitarbeiter:innen des Stadtmuseums auch Vertreter der Firma inkl.design dabei. Inkl.design hat die beiden Stationen dann auch produziert.

Frage:

Welche Anregungen gab die Fokusgruppe noch?

Antwort:

Eine weitere Anregung seitens der Fokusgruppe bestand darin, den Audioguide sowohl von einer männlichen und als auch von einer weiblichen Stimme besprechen zu lassen und ihn auch für Kinder und mehrsprachig einzurichten. Zudem setzten wir uns dafür ein, dass bei den Führungen verschiedene Materialien wie Holz, Backstein, Pferdehaar und Hanf sowie Originalstücke aus dem Fundus des Museums, zum Beispiel ein Fuß der nicht mehr vorhandenen Jesus-Figur und ein Nagel, mit der sie befestigt worden war, zum Einsatz kommen. Nicht zuletzt geht die Möglichkeit, sich nach den Freitagsführungen noch Orgelmusik anzuhören, auf unsere Initiative zurück. Unsere Überlegungen und Anregungen standen immer unter der Überschrift „Verschiedene Sinne ansprechen“. Sehr wichtig fand ich auch, dass wir, je nach Themengebiet, mit verschiedenen Mitarbeiter:innen des Stadtmuseums zusammengearbeitet haben.

Frage:

Wie lange existierte die Fokusgruppe?

Antwort:

Mit der Einweihung der 3-D-Modelle 2018 löste sich die Fokusgruppe auf. Die Arbeit in der Gruppe ist eine wertvolle Erfahrung für mich gewesen.

Das Gespräch wurde geführt am 6.8.2023.