Plastik Heiliger Georg – Audiodeskription

Einführung

Die Plastik des Heiligen Georg wurde in den Jahren 1853 bis 1855 von dem Berliner Bildhauer August Kiß im Stil des Neobarock geschaffen. Sie gehört zu den Meisterwerken der Berliner Bildhauerschule und ist ein beliebtes Fotomotiv. Der Heilige Georg war ein Märtyrer des frühen vierten Jahrhunderts in der Zeit der Christenverfolgung unter dem Römischen Kaiser Diokletian, der der Legende nach nicht nur die Prinzessin, sondern die ganze Stadt von dem Drachen befreite. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Plastik mit einem eigens angefertigten Eisenbahnwaggon zur Weltausstellung nach Paris geschafft, wo sie einen zweiten Preis gewann. Nach dem Tod von August Kiß 1865 schenkte seine Witwe sie dem preußischen König Wilhelm I. Bis zum Abriss des Berliner Schlosses 1950 stand sie im dortigen Eosanderhof, anschließend am Großen Teich im Volkspark Friedrichshain. Seit dem Wiederaufbau des Nikolaiviertels 1987 befindet sie sich am Spreeufer. 2010/2011 wurde sie für 120.000 Euro restauriert.

Audiodeskription

Die Plastik des Heiligen Georg befindet sich an der Promenade Am Spreeufer. Die Propststraße, die das Nikolaiviertel in Ost-West-Richtung durchschneidet, führt gerade darauf zu. In Höhe der Plastik erweitert sich die Propststraße zu einem kleinen Platz.

Die Audiodeskription betrachtet die Plastik von der Seite.

Die etwa sechs Meter hohe Figurengruppe aus Bronze steht auf einem Granitsockel. Sie stellt den Heiligen Georg auf einem Pferd im Kampf mit einem Drachen dar. Georg trägt einen kreuzbekrönten Helm. In der rechten Hand hält er ein Schwert, mit dem er zum Hieb ausholt, und in der linken Hand als Feldzeichen einen Kreuzstab mit Banner. Der geflügelte Drache bäumt sich auf und drückt dem Pferd eine Pranke in die Brust.

Der rechteckige Sockel ist etwa vier Meter lang, zwei Meter breit und zwei Meter hoch. Er besteht aus polierten rötlichen Granitplatten. Die Figurengruppe befindet sich nicht direkt auf dem Sockel, sondern auf einer gewölbten Bodenplatte aus Bronze, in der Fachsprache Plinthe genannt. Sie stellt den natürlichen Boden dar, auf dem sich das Geschehen abspielt. Die Bronze, aus der die gesamte Plastik besteht, ist nachgedunkelt und hat eine grau-grüne Farbe.

Die Figur des Heiligen Georg befindet sich auf der linken Seite der Plastik (das Pferd in der Mitte, der Drachen rechts). Der Krieger sitzt auf einem Pferd ohne Sattel. Gemeinsam mit dem Pferd ist er etwa vier Meter groß. Er trägt Stiefel mit umgeschnallten Sporen. Der Stiefelschaft ist von einem Bein- und Knieschutz überdeckt. Im Bereich der Oberschenkel erkennt man die Hose, vermutlich eine Lederhose. Dann folgt – von unten nach oben gesehen – ein sogenanntes Kettenhemd, das Schoß, Oberkörper und die Arme bedeckt. Der Brustbereich wird von einem Brustpanzer geschützt. Das Gesicht des Kriegers ist das eines etwa zwanzigjährigen jungen Mannes. Es hat keine Falten, keine Furchen. Sein Blick ist ernst und konzentriert, aber nicht kämpferisch oder gar mordlustig auf den Drachen gerichtet. Seine Haare stehen zur Seite ab. Auf dem Kopf trägt er einen Helm. Der Helm ist mit einem Kreuz bekrönt. Der Heilige Georg reitet nicht nur ohne Sattel, sondern auch ohne Zügel. Das Pferd scheint er mit den Schenkeln und mit den Sporen zu dirigieren. In der rechten angewinkelten Hand hält er ein etwa ein Meter langes Schwert, mit dem er zum Hieb ausholt, und in der linken ausgestreckten Hand als Feldzeichen – das sind militärische Abzeichen, die die Zugehörigkeit zu einer Kriegspartei kenntlich machen – einen Stab mit einem Kreuz und einem Banner an der Spitze. Insgesamt wirkt er, bei aller realistischen Darstellung, idealisiert, das heißt, wie ein antiker Held (der er ja auch ist), wie ein Wunschbild der Phantasie.

Das Pferd, das sich, vom Betrachter aus gesehen, zwischen dem Krieger und dem Drachen befindet, ist so groß wie ein Pferd in der Natur, also zwei bis drei Meter. Es bäumt sich vor dem Drachen auf wie in einem jähen Stopp, das heißt, es drückt die Hinterbeine, die breit aufgestellt sind, mit den Hufen fest in den Boden, die Vorderbeine hat es in die Höhe gerissen, alle Muskeln sind angespannt. Nicht eindeutig ist erkennbar, ob es von seinem Reiter angehalten wurde – er hat ja keine Zügel – oder ob es von selbst vor dem Drachen zurückschreckt oder ob der Drache es ist, der seinen Lauf stoppt, indem er seine Krallen gegen die Brust des Pferdes drückt. Die ganze Dramatik des Geschehens spiegelt sich im Gesicht des Pferdes wieder. Das Maul ist aufgerissen, so dass man die kräftigen Zähne sehen kann, die Nüstern sind geweitet, die Mähne fliegt, in den Augen steht das Entsetzen geschrieben.

Einen Drachen gibt es in natura natürlich nicht. Er ist ein Mischwesen der Mythologie, in dem sich Eigenschaften von Schlangen, Reptilien und Vögeln in unterschiedlichen Variationen verbinden. Der Drache auf der Plastik von August Kiß, gegen den der Heilige Georg kämpft, ist etwa zwei mal zwei Meter groß. Er duckt, krümmt oder windet sich wie eine Schlange, die angegriffen wird. Von der Schlange hat er auch die geschuppte Haut. Seine Gliedmaßen ähneln denen eines Reptils. Da sind die beiden Hinterbeine, mit denen er sich auf dem Boden abdrückt, und die beiden Vorderbeine, von denen das linke sich mit seinen Krallen gegen die Brust des Pferdes stemmt. Die Krallen sind die eines Adlers. Auch die Flügel, die nahezu den gesamten Hinterleib bedecken, könnten die eines Raubvogels sein. Auch mit seinem Schwanz versucht der Drache sich zu wehren, er ringelt sich um das linke Hinterbein des Pferdes, um es zu Fall zu bringen. Die auffälligsten Merkmale des Drachenkopfes, der auf dem hochgereckten Hals sitzt, sind das gebogene Horn auf der Stirn, die großen Augen mit dem scharfen durchdringenden Blick und das aufgerissene Maul mit der gespaltenen Zunge. Man spürt förmlich den giftigen Atem aus feurigem Schlund.

Wohl kaum ein Betrachter kann sich der spannenden Szenerie auf dem Sockel entziehen. Wer den Kampf zwischen dem Heiligem Georg und dem Drachen gewonnen hat, wird spätestens klar, wenn man den Namen der Gaststätte erfährt, die sich in unmittelbarer Nähe der Plastik befindet. Das ist das Brauhaus Georgbräu.