Walther-Schreiber-Platz
Wer war eigentlich Walther Schreiber?
Antwort: Im Vergleich zu Ernst Reuter, Willy Brandt, Richard von Weizsäcker oder Klaus Wowereit der wahrscheinlich unauffälligste Regierende Bürgermeister von Berlin, was aber wahrscheinlich seiner sehr kurzen Amtszeit geschuldet ist.
Schreiber (CDU) kandidierte 1950 gegen Ernst Reuter. Es kam zu einem Patt und Schreiber wurde Reuters Stellvertreter. Nach dem Tod Reuters brach die regierende Koalition auseinander und Schreiber wurde am 22. Oktober 1953 Regierender Bürgermeister. 1954 gewann jedoch die SPD die absolute Mehrheit zurück und Schreiber war den Posten nach nur 15 Monaten wieder los.
Ähnlich wie der Ernst-Reuter-Platz, früher das „Knie“, seinen Namen erhielt, als man Plätze suchte, um die neuen, demokratisch gewählten Politiker zu ehren, wurde das ab 1953 in mehreren Phasen umgebaute Rheineck offiziell am 5. Juli 1958 zum Walther-Schreiber-Platz benannt. Eine Erfindung der Nachkriegszeit also.
Die Entfernung der Straßenbahn mit ihren Schienenanlagen aus dem West-Berliner Straßenverkehr (in der Schloßstraße 1963) und die damit einhergehende Verbreiterung der Fahrdämme schufen mehr Platz als benötigt wurde. Alte Läden bzw. das, was von ihnen übriggeblieben war, verschwanden 1953 mit dem Bau des neuen Warenhauses Forum Steglitz. Auch von den alten Geschäften auf der östlichen Seite des Walther-Schreiber-Platzes besteht nur noch die Rheineck-Apotheke mit ihrer schönen Jugendstilinneneinrichtung von 1908/09.
Die altehrwürdige Rheinstraße ist also beileibe nicht mehr das, was sie mal war, aber ein gewisser Mittelstand mit kleineren Geschäftsleuten ist geblieben. So ist das Herrenoberbekleidungsgeschäft „Hirmer Große Größen“ in der Schloßstraße 130, ein Geschäft wo der Kunde König ist und sich bevorzugt beraten fühlt. Das Zimmertheater Steglitz wiederum ist ein feiner kleiner Ort der Kultur für jeden Interessierten. In der angrenzenden Schönebergerstraße findet man noch altehrwürdige Architektur und empfehlenswerte Restaurationen, wie z.B. das Casa Nostra in der Schönebergerstraße 3, oder das Restaurant Feuerbach in der Schönebergerstraße 14.
Seit dem 1. Februar 1971 befindet sich ganz in der Nähe, vor Ebbinghaus, der Eingang in die U-Bahnstation Walther-Schreiber-Platz, eine der Stationen der 1965 bis 1974 gebauten U-Bahnlinie 9.
Stand 2022