Projekt

Mehr als nur ein Koffer in Berlin

Der Berlinführer „Berlin für Blinde“ wird seit 2006 von FÖRDERBAND e.V. – Kulturinitiative Berlin produziert. Im Jahr 2008 kam zunächst – im Zusammenwirken von Projektleiterin Imke Baumann und dem Ideengeber, Autor und Schauspieler Albert Frank – eine Ausgabe mit Daisy CD und taktilen Karten heraus, die an Interessierte verschickt wurde und ihren Weg in die Hörbüchereien fand. Produziert wurde diese Ausgabe unter der Schirmherrschaft von Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse mit Förderung der Aktion Mensch e.V. Seit 2010 konzentriert sich die Redaktion auf die vorliegende Online- Ausgabe.

Berlin für Blinde versteht sich als Spezialreiseführer, der die große Stadt Berlin mit ihrem vielfältigen Angebot  im Sinne blinder und sehbehinderter Besucher*innen oder Berliner*innen kritisch unter die Lupe nimmt und nach Erlebnismöglichkeiten sucht, die für diese ansprechend und auch ohne Begleitung erlebbar sind. Ebenso suchen wir nach Serviceangeboten, die nützlich oder speziell hilfreich sein könnten. Das Spektrum reicht von Museumsführungen mit Tastangebot über Tagesausflüge bis hin zu sportlichen Freizeitaktivitäten oder der Frage, wo es Auslaufplätze für Führ-Hunde gibt. Selbstverständlich fehlen auch Unterkünfte, Shoppingangebote oder gastronomische Einrichtungen nicht im Portfolio. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir allen Dingen, die begreifbar und hörbar sind. Sehr wichtig ist uns, dass alle von uns empfohlenen Angebote ein selbständiges Erlebnis aus erster Hand ermöglichen und dass man auf die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderung sensibilisiert ist. Deshalb verlassen sich unsere Rechercheur*innen nicht auf das Netz, sondern gehen vor Ort und stellen die richtigen Fragen. Wir arbeiten seit Jahren eng mit blinden und sehbehinderten Menschen zusammen, mit denen zusammen wir auch unsere Empfehlungen überprüfen. Nicht zuletzt sorgt unser sehbehinderter Mobilitätsexperte dafür, dass wir sichere, selbständig mit dem Langstock begehbare Wege zu den empfohlenen Orten erstellen.

Berlin für Blinde lässt sich aber auch vom heimischen Sofa aus rezipieren: Dafür sorgen zahlreiche audiodeskriptive Beschreibungen, Hörstücke und unsere speziell auf sehbehinderte Menschen hin konzipierte kontrastreiche grafische Darstellung der wichtigen Berliner Sehenswürdigkeiten in der Rubrik Top Berlin

Kommen sie mit auf die Reise!

Imke Baumann
Projektleitung Berlin für Blinde

PS: Mehr zur Geschichte des Projekts finden Sie in der Projekthistorie.

Wegbeschreibungen

Der Erstellung der Wegbeschreibungen für Berlin für Blinde gingen intensive inhaltliche und methodische Auseinandersetzungen mit dem Orientierungs- und Mobilitätstraining des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins gegr. 1874 e.V. voraus. Um das Verständnis der Nutzer*innen und die Merkbarkeit zu erleichtern, haben wir die eine oder andere Formulierung aus dem Fachjargon in die Geläufigkeit der Alltagssprache übersetzt, siehe Glossar auf dieser Seite. (Link zum Glossar)

Unser Ziel ist es, Nutzer*innen weitestgehend von Begleitpersonen unabhängig zu machen.

Unsere Wegbeschreibungen führen immer vom öffentlichen Nahverkehr zum Ort der Empfehlung.

Formal ist eine Wegbeschreibung wie folgt aufgebaut:

  • A: Vom Ausstieg bis zum Verlassen des Bahnhofsgebäudes.
  • B: Vom Bahnhofsgebäude bis zum ausgewählten Objekt.
  • C: Konkrete Vorortbeschreibung.

Um eine melodische Eingängigkeit, Wiedererkennbarkeit und Eindeutigkeit herzustellen, entwickelten wir für die einzelnen Kapitel einheitliche Satzbauteile. Auf den Wegstrecken auftretende Schwierigkeiten (Zum Beispiel: nicht barrierefreie Ampeln) oder Hindernisse (Achtung: Häuserkante möbliert!) finden ihre entsprechende Erwähnung. Aus Gründen der Sicherheit wählen wir nicht immer den kürzesten, sondern regelmäßig den am besten begehbaren Weg.

Förderband e.V. – Kulturinitiative Berlin

Kurz nach der Wende fanden sich in Ost-Berlin Künstler*innen und Intellektuelle zusammen, um nach Mitteln und Wegen für den Erhalt und Neuaufbau der Berliner Kunst- und Kulturlandschaft zu suchen. Man beschloss, die Aufbruchsstimmung der Stunde Null zu nutzen und eine Interessensvertretung ins Leben zu rufen.

Förderband e.V. – Kulturinitiative Berlin wurde 1989 mit dem Ziel gegründet, Künste und Künstler*innen gleichermaßen zu unterstützen.

Zu den Begründer*innen der ersten Stunde zählen u.a. Christa Wolf, Fritz Cremer, Herrmann Beyer, Lothar Trolle, Fritz Marquardt, Christoph Hein und Heiner Müller.

Inzwischen hat der Verein viele bewegte Jahre hinter sich und ist ein fester Bestandteil der dezentralen Berliner Kulturszene geworden. Kontinuierlich und stadtweit unterstützt Förderband e.V. Ideen, Initiativen und Projekte mit künstlerischen, kulturellen und gemeinwesenorientierten Zielen. Förderband kooperiert unter dieser Zielsetzung mit Kulturschaffenden, Künstler*innen und Kulturorten als Träger und unternimmt eigene Projekte. U.a. ist Förderband e.V. Träger des Theaterhauses mit den Standorten Mitte und Schöneweide und betreut das Ausstellungs- und Kunstprogramm des Wasserspeichers im Prenzlauer Berg. Im Rahmen des Schülerclubs an der Caspar David Friedrich Oberschule gestaltet der Verein ein Nachmittagsprogramm mit kulturellen Bildungs- und Freizeitangeboten und Angeboten zur gesunden Ernährung für Kinder und Jugendliche.

Die Verbesserung der kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderung und sozialen Schwierigkeiten rundet den Wirkungskreis von Förderband e.V. ab und fand mit der Veröffentlichung des Reise- und Kulturführers für Blinde und Sehbehinderte im Herbst 2008 einen ersten Höhepunkt. Seit 2019 unterstützt Förderband e.V. die großen Berliner Theater bei der Realisierung von Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Zuschauer*innen.

Mehr zu Förderband e.V. finden sie unter: www.foerderband.org

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