Das Reichstagsgebäude – Ansicht von Westen mit dem Haupteingang
Ende des 19. Jahrhunderts, zur Zeit Kaiser Wilhelms II., wurde der Berliner Reichstag als massiver Quaderbau historisierend im Stil der Neorenaissance erbaut. Es ist ein monumentales Gebäude. Als beherrschender rechteckiger Solitär steht es auf einem freien Platz. Das Oberflächenmaterial ist heller Sandstein. Die Seitenmaße betragen 137 Meter mal 103 Meter. Auf allen vier Ecken befindet sich ein Turmaufbau. Die hier betrachtete Gebäudeansicht ist die Westfassade, die eine der beiden langen Seiten ist und den Haupteingang beherbergt. Vor der Westfassade ist eine große Rasenfläche angelegt.
Der Haupteingangsbereich dominiert die Mitte der Fassade. Etwa ein Viertel der Fassadenfläche wird vom Eingangsportal eingenommen. Links und rechts davon schließen sich zweistöckige Fassadenbereiche mit Fensterreihen an. Sie finden ihren Abschluss in Gebäudeecken, die durch Mauervorsprünge und Säulen erweitert wurden. Auch hier gibt es Fenster. Durch die Turmaufbauten werden die Gebäudeecken zusätzlich erhöht. Auf allen vier Türmen des Bauwerks weht die deutsche Fahne. Auf diese Weise präsentiert sich der Berliner Reichstag imposant wie eine Festung.
Horizontal unterteilt sich die Fassade vom Boden aufwärts in das Sockelgeschoss (Kellerbereich) und in die beiden Obergeschosse. Die Ecktürme und das Portal heben sich über die Geschossebenen hinaus. Eine moderne, begehbare Glaskuppel mittig auf dem Dach erscheint, zur Hälfte sichtbar, genau über dem Aufbau des Eingangsportals.
Der Eingang ist über eine breite Freitreppe erreichbar. Zu beiden Seiten der Treppe wurden Zufahrtsrampen erbaut, die von den Außenkanten des Gebäudes bis zur Treppe reichen. An den Schnittkanten von Rampen und Treppe ist der Treppenlauf unterbrochen. Ein breites Zwischenpodest verbindet die beiden Rampen. Das Sockelgeschoss mit seinen rustikalen Sockelsteinen wird von den Rampen halb verdeckt.
Die Hauptelemente des Eingangsportals sind sechs hohe Rundsäulen und ein Dreiecksgiebel. Der Dreiecksgiebel wird von den Rundsäulen getragen und bekrönt den Eingang. Die Gestaltungselemente Säule und Dreiecksgiebel sind dem Stil der griechischen Antike entnommen und erinnern an einen Tempeleingang. Auch die große Freitreppe unterstützt diesen Eindruck. Die Rundsäulen stehen auf den oberen Treppenstufen. Zwischen den mannshohen quadratischen Sockeln der Rundsäulen befindet sich der Durchgang zum eigentlichen Haupteingang. Nach einigen Metern steht der Besucher vor einer großen, bis zum Giebel reichenden Glaswand, in der sich die Eingangstüren befinden. Seitlich wird die Glaswand gerahmt durch Wandbereiche mit Wappenreliefs. Die Wappen, zwanzig an der Zahl, symbolisieren die Länder und Städte, die sich zum Deutschen Reich vereinigt haben.
Die Fläche des Dreiecksgiebels wird ausgefüllt von einem Relief. Dargestellt wird mittig das große Reichswappen mit der Kaiserkrone obenauf. Um das Ensemble ist ein Hermelinmantel drapiert. Die Seiten werden von Allegorien flankiert. Als Allegorien bezeichnet man Darstellungen von Menschen in klassisch idealisierter Form, welche die Erscheinungen der Welt symbolisieren. Hier im Eingangsgiebel sind es Nord- und Süddeutschland, Kunst, Wissenschaft, Handel und Gewerbe. Am Fuß des Giebels ist der Schriftzug „Dem deutschen Volke“ angebracht. Die Buchstaben mit einer Höhe von 60 Zentimetern wurden aus Metall gegossen, das von 1813 in den Freiheitskriegen erbeuteten Geschützrohren stammt. Der Schriftzug hat eine Länge von sechzehn Metern.
Der Portalbereich mit Säulen und Giebel wird umrahmt von einem Pfeilermauerwerk mit Querriegel (Attika), ähnlich einem eckigen Tor. Die Pfeiler laufen oben in einem spitz zulaufenden Vasendekor aus. Zwischen diesen beiden Spitzen zeigt sich die futuristisch erscheinende Glaskuppel als Halbkreis.
In den zweigeschossigen Fassadenflächen zu den Seiten des Portals befinden sich in beiden Geschossen jeweils fünf Fenster. Sie wechseln sich ab mit Halbsäulen (Pilaster genannt), die als Fassadendekor die Geschosse durchlaufen. Die Erdgeschoss-Fenster mit Rundbogen sind fast doppelt so hoch wie die oberen Fenster. Im Obergeschoss wird das Motiv des Dreiecksgiebels aufgenommen und jedes Fenster mit einem kleinen Giebel verziert.
Die Gebäudekante über dem Obergeschoss ist mit einem Stabfries verziert, der das gesamte Bauwerk umläuft. Auch der große Giebel des Portals ist mit diesem Stabfries umrahmt. Man kann es sich wie eine dreidimensionale steinerne Bordüre mit in gleichmäßigem Abstand gelegten Klötzchen vorstellen.
Oberhalb des Frieses ragen die Gebäudeelemente über die Fassadenebene hinaus frei in den Himmel. Das sind der Giebel und Attikabereich des Portals, die Kuppel und die an den Ecken aufgesetzten quadratischen Türme. Drei kleine Rundbogen-Fenster lockern die Turmwände auf. Als letztes Schmuckelement seien die Skulpturen genannt, die oberhalb des Frieses auf dem Gebäuderand stehen. Im Bereich der Fassaden sind kleinere Figuren aufgestellt, größere Figuren stehen um die Türme herum.