Schloss Charlottenburg – Audiodeskriptionen

Vorderansicht Schloss Charlottenburg

Wir stehen im Schlosshof vor dem zentralen und ältesten Gebäudeteil der Anlage, dem Hauptgebäude (Altes Schloss) beziehungsweise Mitteltrakt. Mit einer Frontbreite von 40 Metern ist der Mitteltrakt ca. dreimal so breit wie hoch. Er besitzt eine einfache rechteckige Form. Mittig auf dem Dach sitzt ein etwas zu mächtig wirkender Turm mit einer kupfergrünen Kuppel. Der hellgelbe Anstrich des Mitteltraktes sowie der der restlichen Schlossanlage wirken freundlich.

Die gesamte Schlossanlage ist zweigeschossig. Das Hauptgebäude (Altes Schloss), der Mitteltrakt also, unterscheidet sich jedoch insofern, als dass das Obergeschoss durch ein aufgesetztes halbes Geschoss repräsentativ erhöht ist. Dadurch ragt er über die Schlossanlage hinaus und zieht den Blick des Betrachters auf sich. Das halbe Geschoss erkennt man an seinen niedrigen Fenstern. Eine steinerne Balustrade, die wie ein Dachterrassengeländer an der Fassadenoberkante entlang läuft, lässt den Mitteltrakt noch höher erscheinen.

Die Fenster des Mitteltraktes liegen in den Geschossen genau übereinander. Das gibt der Fassade eine klare Symmetrie. Die Fensterflächen selbst sind mit einem Gitter von Fensterkreuzen in viele kleine quadratische Scheiben unterteilt. Deutlich springt der mittlere Teil des Mitteltraktes noch einmal aus der Fassade hervor. Dieser vorspringende Mittelteil, auch Risalit genannt, geht über alle Geschosse. Seine Fenster, drei an der Zahl, sind höher und breiter als die der Seitenfassaden und schließen oben mit einem Rundbogen ab.

Der Turm ist 48 Meter hoch und genauso breit wie das Risalit in der Mitte: 40 Meter. Er sitzt als Achteck ausgeführt auf dem Dach. Auf jeder seiner acht Seiten befindet sich tief im dicken Mauerwerk ein hohes Fenster mit Rundbogen. Wir können von unserer Position aus drei davon sehen. Über dem mittleren Fenster des Turmes ist eine runde Uhr mit goldfarbenen Zeigern angebracht. In der Kuppel wiederholt sich die Fensteranordnung mit ovalen Fensterchen, die alle mit goldenen Kronen verziert sind. Auch hier kann der Betrachter drei davon sehen. Auf der Kuppelspitze sitzt, mit einem Rundgang versehen, der Glockenturm. Er hat die Form eines hohen Hutes mit einer spitz zulaufenden Verzierung. Auf dem Glockenturm dreht sich die goldene Figur der Fortuna im Wind.

Die beiden Gebäudeabschnitte links und rechts vom Mitteltrakt sind spiegelgleich. Sie besitzen jeweils vier Fenster in einer Reihe. Die Fenster des Obergeschosses sind mit Stuck dekoriert, abwechselnd mit einem flachen Dreieck und einem Kreissegment obenauf. Ein durchlaufender Mauervorsprung trennt das Erdgeschoss der gesamten Schlossanlage optisch vom Obergeschoss.

Die Fortuna

Die Fortuna ist eine Frauenfigur aus vergoldeter Bronze, die auf einer Kugel auf der Kuppel des Charlottenburger Schlosses steht. Die nackte, muskulöse Skulptur ist fast vier Meter groß. Trotz ihrer Massivität wirkt sie leicht und elegant, als würde sie schweben. Mit dem linken Fuß balanciert sie auf der Kugel. Das rechte Bein ist leicht angewinkelt, das Knie nach vorne gestreckt, der Fuß berührt die Kugel nicht. Ihr Kopf ist nahezu kugelrund mit feinen Gesichtszügen: schmale gerade Lippen, die nicht lächeln, kleine Nase, breite Stirn mit starken Augenbrauen. Ihr lockiges Haar ist kurz und liegt eng am Kopf an. Die Arme hat die Fortunafigur weit geöffnet, als würde sie bereit sein, jemanden willkommen zu heißen und ihn umarmen zu wollen – die Sonne möglicherweise (oder das Glück dieser Welt). Die rechte Hand zeigt mit der Handfläche nach oben, drei Finger sind leicht angewinkelt, Daumen und Zeigefinger gestreckt. In der linken Hand hält sie den Zipfel eines Tuches, das, wie im Wind flatternd, ihren Körper erst am Gesäß wieder berührt. Tatsächlich dreht sich die Fortuna im Wind wie ein „Wetterhahn“ und gibt die Windrichtung an.

Das Eingangsportal

Zwei Wächterhäuschen mit den „Borghesischen Fechtern“ auf ihrem Dach und dazwischen ein Tor aus schmiedeeisernen Gitterstäben bilden das Portal zum Schloss- beziehungsweise Ehrenhof. Rechts und links der Wächterhäuschen begrenzt ein Zaun den Hof nach außen.

Die beiden spiegelbildlich angeordneten Kriegerfiguren, die „Borghesischen Fechter“, wenden sich mit vorgestreckten Schilden einander zu. Würde man sie miteinander verbinden, ergäbe sich ein oben offener Rundbogen, der einen „Triumphbogen“ andeutet. Die unterschiedlich hohen Gitterstäbe der Tore fügen sich zu einer talförmigen Rundung. Zwischen diesem „Tal“ und dem (gedachten) oberen Bogen entsteht ein Oval, in dessen Mitte der Kuppelbau des Schlosses wie „eingerahmt“ erscheint.

Der etwa zwei Meter 50 hohe Zaun ist mit vielfältigen Ornamenten geschmückt, unter anderem mit kreuzförmig angeordneten Eichenblättern. Die Spitzen der Gitterstäbe sind vergoldet. Zwischen den Gitterstäben sind unten und oben flammenförmige Eisenspitzen angebracht. Auf dem Zaun thronen mehrere achtzackige Sterne mit einem Adler in der Mitte und der Aufschrift „suum cuique“ – „Jedem das Seine“.

Linkes Wächterhaus mit Kriegerfigur (Fechter) / Detail Portal zum Ehrenhof

Das Wächterhaus ist ein etwa fünf Meter hoher und zwei Meter breiter grauer Steinbau mit nahezu quadratischem Grundriss und flachem Dach. Ein Mann kann darin stehen. Die (vergitterte) Eingangstür befindet sich auf der inneren Torseite. In Kopfhöhe (des Wächters) öffnet sich zur Straßenseite hin ein ovales vergittertes Guckfenster.

Die Straßenfront des Wächterhäuschens ist mit erhabenen geometrischen Formen verziert (Kassetten). Im oberen Teil befinden sich laubbekränzte schneckenförmige Ornamente (Rocailles). Unterhalb des Dachs sind auf jeder Seite drei „Fratzenköpfe“ angebracht, die wie kleine Säulen das Dach zu tragen scheinen. Das Dach ist dreistufig gestaltet, oben flach und an den Seiten einige Zentimeter breiter als der Gebäudekörper. Auf dem Dach befindet sich ein rechteckiger „Kasten“, der als Sockel für die Kriegerfigur – dem „Borghesischen Fechter“ – dient.

Die schneeweiße Plastik des „Borghesischen Fechters“ ist ein muskulöser nackter Mann, der gegen einen (gedachten) Reiter kämpft. Die etwa zwei Meter hohe Figur steht auf dem rechten Fuß. Das rechte Bein ist gebeugt, das Knie vorgestreckt. Das linke Bein ist nach hinten ausgestreckt, die Ferse erhoben. Nur die Zehenspitzen berühren den Sockel. Die Waden- und Oberschenkelmuskulatur ist deutlich angespannt – wie zum Sprung bereit. Der Oberkörper ist nach vorn gebeugt. Der rechte Arm ist nach hinten ausgestreckt. In der rechten Hand hält der Fechter einen breiten, etwa 50 Zentimeter langen Dolch, mit dem er jeden Moment zustechen könnte. Der nach vorn gestreckte linke Arm hält ein ovales Schild, mit dem der Kopf geschützt wird. Das Gesicht hinter dem Schutzschild ist dem vermeintlichen Gegner zugewandt.

Neuer Pavillon (Schinkel-Pavillon)

Karl Friedrich Schinkel entwarf den Pavillon im Stil einer italienischen Villa. Der kastenförmige zweigeschossige Bau, auf einem nahezu quadratischen Grundriss errichtet, ist geprägt durch eine strenge Symmetrie und seine harmonische Schlichtheit. Die hellweiße Fassade mit den grünen Fensterläden erzeugt eine mediterrane Anmutung. Die Seitenlänge des Gebäudes misst etwa 20 Meter an der West- und Ostfront, an der Nord- und Südseite etwa 16 Meter.

Im oberen Geschoss umschließt ein Balkon das Gebäude wie einen Gürtel. Der Balkon wird von einem dunkelblau lackierten niedrigen Geländer aus schmalen Eisenstäben umgrenzt. Auf der Unterseite ist das Geländer gleichmäßig mit goldenen Sternen bemalt. Auf dem Balkon befinden sich in der Mitte jeweils Einbuchtungen (Loggien) mit einer nach innen versetzter Tür und zwei hohen Fenstern. Davor stehen an der West- und Ostfassade zwei korinthische Säulen. An der Nord- und Südfassade fehlen diese Säulen. An den äußeren Seiten der Loggien sind säulenförmige Fresken in die Fassade eingelassen. Rechts und links neben den Loggien befindet sich je ein großes Fenster.

Im unteren Geschoss öffnen sich in der Mitte drei über zwei Meter hohe Türen, die auf einem Treppenpodest münden. Rechts und links davon ist je ein Fenster. Die Nord- und Südfassaden besitzen dagegen im Untergeschoss nur eine doppelflügelige Tür in der Mitte, die in ein Treppenpodest mündet. Alle Türen und Fenster lassen sich mit dunkelgrünen quergerippten hölzernen Fensterläden verschließen. Die Läden sind tagsüber beidseitig ausgeklappt. Das Dach ist flach und von einer steinernen Einfassung (Attika) umrahmt.

Stand 2023