The eyes of war

Audiodatei: The eyes of war

Zu Gast bei „The eyes of war“ und der Führung für Blinde und Sehbehinderte im Deutschen Historischen Museum.

Die Ausstellung mit dem doppeldeutigen Titel „Die Augen des Krieges“ präsentiert großformatige schwarz-weiße Portraitfotos von Personen, die durch Einwirkung des zweiten Weltkriegs erblindet sind. Eine Besonderheit für blinde und sehbehinderte Besucher stellt das Blindenleitsystem dar, welches zur Ausstellung und durch den Raum führt.

Im Foyer am Haupteingang verabredet, finden wir zunächst keinen Hinweis auf unseren Treffpunkt für die Blindenführung der Ausstellung. Allerdings kommt recht zügig jemand vom Aufsichtspersonal auf uns zu und vermittelt uns an die zuständige Person, die uns zum Treffpunkt führt. Es geht durch den überdachten Innenhof hindurch, eine Rolltreppe hinunter und eine zweite wieder hinauf. Wir sind im hinteren Teil des Museums und befinden uns direkt am Seiteneingang zur Straße „Hinter dem Gießhaus“. Am dortigen Eingangstresen werden wir schon erwartet und gehen gleich weiter zum Ausstellungsraum. Wir folgen dem Blindenleitsystem. Ein Audioguide kann zum Preis von drei Euro entliehen werden. Der Guide liefert eine Beschreibung des Raums, kurze Beschreibungen der einzelnen Portraits und die biografischen Texte zu den einzelnen Personen, die auf die Stelen gedruckt sind. Das Abspielgerät ist übersichtlich gestaltet und kommt mit wenigen Tasten aus. Es gleicht einem Telefonhörer und kann umgehängt werden. Der Besucher kann zwischen Kopfhörer und Handbedienung wählen. Die Tasten sind gelb auf schwarzem Grund und lassen sich gut ertasten. Die Start- und Stoptaste ist jeweils grün und rot. Das Gerät lässt sich sehr gut bedienen, die Lautstärke ist verstellbar.

Bevor wir den Ausstellungsraum betreten, erklärt unsere freundliche Führerin das Ausstellungsplakat auf dem das Gesicht eines britischen Kriegsveteranen, der durch eine deutsche Handgranate erblindete, zur Hälfte abgebildet ist. Für den Fotografen Martin Roemers (geboren 1962 im niederländischen Oldehove) begann mit diesem Portraitfoto 2004 seine Serie über Menschen die im Zweiten Weltkrieg ihr Augenlicht verloren.

Wir betreten den Ausstellungsraum. Rechts neben der Tür befindet sich ein tastbarer Grundriss des Raumes mit einer Übersicht über die Ausstellung. Hergestellt wurde er von der DZB Leipzig. Zusätzlich sind Bücher in Braille-Schrift mit den Texten zu den Bildern vorhanden. Der Raum ist dunkel gehalten. In Reihen stehen Stelen, in dunklem Anthrazit gestrichen, auf denen die 60×60 Zentimeter großen, schwarz-weiß Portraits vorder- und rückseitig aufgehängt sind. Helle Lichtspots fokussieren die Bilder. Jeweils schräg rechts zum Foto ist auf jeder Stele ein Textausschnitt aus Interviews mit den gezeigten Personen abgedruckt. Die Texte sind in heller Schrift gehalten und könnten gern etwas größer gedruckt sein.

Die Gesichter der Personen sind alle vor einem dunklen Hintergrund fotografiert. Das Gesicht füllt jeweils die gesamte Fläche des Fotos aus, dadurch werden alle Details besonders deutlich erkennbar. Der Schärfefokus liegt bei allen auf den Augen. Die Nasen der Personen sind hingegen eher mit Unschärfe aufgenommen. Insgesamt entsteht durch Beleuchtung und die Kunst des Fotografen ein dreidimensionaler Eindruck, so dass die Gesichter dem Betrachter sehr plastisch gegenübertreten.

Unsere Führerin gibt uns nun zu einer Auswahl von Portraits eindrückliche Beschreibungen der Gesichter. Dabei versucht sie sehr einfühlsam die Besonderheiten der einzelnen Gesichter wiederzugeben und eventuelle Charakterzüge zu erklären. Sie liest die Texte vor und ergänzt sie durch weitere Erklärungen. Durch ihre sensiblen Ausführungen werden uns die Geschichten der einzelnen Menschen sehr nahegebracht und die Absicht des Künstlers, die ehemaligen Feinde, als Kriegsopfer und Blinde nun im Schicksal vereint gegenüber zu stellen, berührt uns sehr.

Nach ungefähr eineinhalb Stunden endet die Führung, und wir sind begeistert. Die Ausstellung und die Führung sind absolut zu empfehlen.