Tastführung Modell Quartier Unter den Linden vor dem PalaisPopulaire

Modell Quartier Unter den Linden

Dieses Tastmodell aus Bronze bietet Ihnen die Möglichkeit, das Quartier der Straße Unter den Linden in seiner Gesamtheit zu erfassen und dabei die interessantesten Gebäude nördlich und südlich der Straße kennen zu lernen.

Dabei handelt es sich ausschließlich um historische Gebäude. Die Namen der einzelnen Gebäude sind sowohl in erhabener Druckschrift als auch in Brailleschrift geschrieben. Sie stehen in der Regel neben den Gebäuden, teilweise aber auch auf den Gebäuden selbst. Es wurden die heute üblichen Bezeichnungen verwendet.

Das Quartier der Straße Unter den Linden erstreckt sich von der Spree im Osten bis zur Charlottenstraße im Westen sowie von der Dorotheenstraße im Norden bis zur Französischen Straße im Süden. Die Straße Unter den Linden durchschneidet es in Ost-West-Richtung.

Die taktile Führung durch das Modell des Quartiers Unter den Linden beginnt jedoch nicht an einem Gebäude, sondern an einem Denkmal, am Reiterdenkmal Friedrichs des Großen.

Um es zu finden, stellen wir uns an die linke untere Seite des Modells. Die Hand fährt an seiner Außenkante entlang, stößt zunächst auf eine freie Fläche – dort steht geschrieben, dass das Modell 2021 vom „Palais Populaire by Deutsche Bank“ gestiftet wurde – und anschließend auf ein Gebäudeensemble, das bei unserer Führung nicht berücksichtigt wird.

Hinter dem Gebäudeensemble entdeckt die Hand eine Schneise, eine breite Lücke, die sich von links nach rechts quer über das Modell zieht, das ist die Straße Unter den Linden. Wir ertasten gleich zu Beginn, wenn wir uns nach rechts beziehungsweise in östliche Richtung bewegen, kleinere Objekte, die an Brokkoliköpfe mit ihren „Röschen“ erinnern, das sind die Linden, nach denen die Straße benannt ist. Sie stehen in vier Reihen, zirka vierzig an der Zahl.

Hinter den Lindenbäumen, immer noch auf der Straße weiter nach rechts beziehungsweise ostwärts tastend, bemerken wir schließlich ein noch kleineres, einzeln stehendes Objekt. Das ist das Reiterdenkmal Friedrich des Großen. Hier beginnen wir – nachdem wir den langen „Anmarsch“ bewältigt haben – mit der Tastführung.

Das Reiterdenkmal Friedrich des Großen beziehungsweise Friedrich des II. oder auch des Alten Fritz, wie er vom Volk genannt wurde, ist in Wirklichkeit 5,60 Meter groß und steht auf dem Mittelstreifen der Straße Unter den Linden.

Die Fingerspitzen fühlen vermutlich nur die kleine Bronzefigur in ihrer Gänze. Mit etwas Phantasie kann man sich aber vorstellen, dass es sich bei den seitlich hervorstehenden Rundungen um den Kopf und den Hinterleib des Pferdes, auf dem der König sitzt, und bei der Rundung oben um seinen Kopf handelt. Immerhin die Gelegenheit, einmal einem König den Kopf zu tätscheln.

Wir wandern nun wieder mit den Fingern auf der Straße Unter den Linden zurück und können am linken Modellrand – oberhalb der Lindenbäume – das große Gebäudeensemble der Staatsbibliothek ertasten. Diese wurde 1661 als Königliche Bibliothek gegründet, das jetzige Gebäude entstand zwischen 1903 und 1914.

Zunächst zur Vorderseite des Gebäudes. Die Fingerspitzen fühlen in der Mitte das Portal mit den vier runden senkrechten Wölbungen – das sind Säulen – einer Einbuchtung in deren Mitte – das ist die Eingangstür – und dem dreieckigen Dach darüber.

Die Gebäudeseiten links und rechts vom Portal sind mit jeweils drei Fensterreihen à sechs Fenster versehen, die sich uns als viereckige Einbuchtungen – Fenster und Türen sind beim gesamten Modell als Einbuchtungen gestaltet – in der bronzenen Fassade darstellen.

Wir erkennen anschließend, dass das Gebäudeensemble vier Innenhöfe besitzt, die jeweils von Quergebäuden getrennt sind. Die Seitenfronten ziehen sich von der Straße Unter den Linden bis zur Dorotheenstraße, die an der Rückfront vorbeiführt, hin.

Ein Detail sei noch hervorgehoben, das ist die glatte viereckige Fläche auf dem Quergebäude zwischen dem dritten und dem vierten Innenhof. Dabei handelt es sich um das Dach des neuen Lesesaals, der 2013 eröffnet wurde.

Das Gebäude rechts neben der Staatsbibliothek, dem wir uns nun zuwenden, ist mindestens genauso stattlich und vielleicht sogar noch bekannter, es ist das der Humboldt Universität.

Erbaut zwischen 1748 und 1766 für den Prinzen Heinrich, wurde 1810 auf Betreiben des Rechtsgelehrten und Politikers Wilhelm von Humboldt hier die Berliner Universität gegründet. Seit 1949 trägt sie seinen Namen.

Das Ensemble besteht aus einem Hauptgebäude, das gleichzeitig ein Quergebäude ist, und zwei Seitenflügeln, die vor und hinter dem Hauptgebäude jeweils einen Innenhof umschließen. Genauso wie die benachbarte Staatsbibliothek erstreckt es sich von der Straße Unter den Linden bis zur Dorotheenstraße und damit, um eine andere Perspektive zu geben, bis zum oberen Rand des Tastmodells.

Das alles – die Gebäudeteile mit ihren vielen Fenstern und den glatten Dächern, die Innenhöfe mit den Bäumen, nicht zu vergessen die beiden Lichthöfe im vorderen Bereich der Seitenflügel – können Sie nun ertasten, um sich einen Gesamteindruck vom Modell der Humboldt Universität zu verschaffen.

Reizvoll sind auch hier wieder ausgewählte Details. An der Straßenseite Unter den Linden und in der Mitte zwischen den beiden Seitenflügeln können Ihre Fingerspitzen zwei kleine Würfel fühlen. Hierbei handelt es sich um die beiden Wachhäuschen, zwischen denen hindurch es in den ersten Innenhof der Universität geht.

Rechts und links der Wachhäuschen entdecken wir Figuren, die ähnlich groß wie Friedrich der Große auf seinem Pferd sind. Das sind die Denkmäler von Wilhelm von Humboldt (links) und seinem Bruder, dem Weltreisenden Alexander von Humboldt (rechts). In der Mitte des Hofes finden wir schließlich eine dritte Figur beziehungsweise ein weiteres Denkmal, es stellt den Naturwissenschaftler Heinrich von Helmholtz dar.

Die Hand wandert weiter auf der Straße Unter den Linden, neben der Humboldt Universität stößt sie auf das Modell der Neuen Wache. Das quadratische Gebäude ist auf drei Seiten von zirka fünfzig Bäumen umgeben, die sich brokkoliförmig wie die Linden anfühlen. In diesem Fall handelt es sich aber um Kastanien beziehungsweise um das sogenannte Kastanienwäldchen.

Die heutige Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wurde zwischen 1816 und 1818 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel als königliches Wachhaus erbaut.

Markant die Front mit dem Eingangsbereich. Wir ertasten die sechs senkrechten Wölbungen, die in Wirklichkeit dorische Säulen sind, und das spitz zulaufende Dach darüber. Zwischen den Wölbungen beziehungsweise Säulen gleiten unsere Fingerspitzen in einen schmalen offenen Raum hinein. Das ist eine Art Foyer, in dem wir uns sammeln dürfen, bevor wir das eigentliche würfelförmige Gebäude der Neuen Wache – das unseren Fingerspitzen leider verschlossen ist – betreten.

Die Neue Wache bietet übrigens ein gutes Beispiel dafür, wie und an welcher Stelle die Namen der Gebäude auf den Tastmodellen geschrieben sind. Auf seinem Dach können Sie den Namen Neue Wache sehr schön mit den Fingerspitzen ertasten, und vor dem Gebäude steht in Brailleschrift der Name noch einmal.

Wir entfernen uns nun von der Straße Unter den Linden und erkunden zwei Gebäude, die hinter der Neuen Wache beziehungsweise hinter dem Kastanienwäldchen liegen, das Palais am Festungsgraben und das Gebäude des heutigen Maxim-Gorki-Theaters.

Das Palais am Festungsgraben direkt hinter der Neuen Wache ist an und für sich nicht so spannend. Wir erkennen wiederum eine breite Front mit vielen Fenstern, einen Eingangsbereich in der Mitte der Front mit den für den Klassizismus typischen Säulen und ein flaches Dach. Will sagen, es gibt hier keine Türme, keine Verzierungen, keine Gebäudeteile, die in irgendeiner Weise herausragen.

Interessant ist die Geschichte des Hauses, die nicht Thema dieser Tastführung ist, es soll nur erwähnt werden, dass das Palais u. a. Sitz des preußischen Finanzministeriums und in der DDR das Haus der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetischen Freundschaft war.

Interessanter für uns an dieser Stelle ist, dass der hintere linke Seitenflügel, wenn man so will, von einem anderen Gebäude gebildet wird, von dem heutigen Maxim-Gorki-Theater.

Dieses Gebäude, das von 1825 bis 1827 von der Berliner Singakademie erbaut wurde, wirkt deutlich gedrungener und kompakter als sein großer Nachbar. Ihre Finger werden außerdem an seiner Vorderfront über dem Eingangsbereich nur glatte Flächen ertasten, da es hier keine Fenster gibt. Der hintere Teil des Gebäudes ist etwas höher, darunter befindet sich die Bühne des Theaters.

Kehren wir zur Straße Unter den Linden zurück. Den Abschluss unserer Tastführung auf der nördlichen Seite der Magistrale bildet das stattliche Gebäude des Deutschen Historischen Museums. 1706 als Zeughaus, das heißt als Königliche Waffenkammer errichtet, ist es das älteste Gebäude in der Straße.

Das barocke Gebäude ist ein einziges quadratisches Geviert mit nur einem Innenhof. Wenn Sie unsere Führung vor einigen Jahren unternommen hätten, so hätten Sie diesen Innenhof oder auch Lichthof – der nach dem Baumeister Andreas Schlüter Schlüterhof genannt wird – sehr gut ertasten können. Seit 2003 besitzt er eine gläserne Überdachung in Gestalt einer Kuppel.

Aber auch diese Glaskuppel ist eine Entdeckung wert. Sie spüren mit den Fingerspitzen ihre konvexe, das heißt nach außen gewölbte Form. Genau in der Mitte befindet sich eine kreisförmige Einkerbung, in die eine kleine Fingerspitze hineinpasst.

Wenn Sie möchten, so können Sie auch bei diesem Modell wieder die vielen Fenster ertasten, die sich in zwei Reihen auf den Fassaden von Haupt- und Quergebäude und den Seitenflügeln entlang ziehen.

Rechts neben dem ehemaligen Zeughaus und heutigen Deutschen Historischen Museums geht die Straße Unter den Linden, von der Spree getrennt, in die Karl-Liebknecht-Straße über. Hier endet auch das Tastmodell und wir wechseln die Straßenseite, um unsere Führung auf der gegenüberliegenden südlichen Seite in entgegengesetzter Richtung fortzusetzen. Es sei jetzt schon verraten, dass wir am Ende wieder am Modell Reiterdenkmal Friedrich des Großen ankommen.

Das erste Modell, das wir auf ihrer südlichen Seite der Straße Unter den Linden ertasten, ist das des Kronprinzenpalais. Es liegt genau gegenüber dem Modell des Deutschen Historischen Museums. Das sei so genau gesagt, weil sich neben dem Kronprinzenpalais am äußersten Rand der gesamten Tastfläche noch ein weiteres Gebäude befindet, die sogenannte Kommandantur. Dieses Gebäudemodell, auf dem „Bertelsmann Stiftung“ geschrieben steht, lassen wir außer Acht.

Zurück zum Kronprinzenpalais. Auch dieses Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1660 erbaut, diente es über zweihundertfünfzig Jahre lang als Residenz für die königlichen beziehungsweise kaiserlichen Thronerben. Die Regierung der DDR benannte es in Palais Unter den Linden um und nutzte es als Gästehaus und für Staatsempfänge. Am 31. August 1990 wurde hier der Einigungsvertrag unterzeichnet.

Das Modell ist recht komplex; wir beginnen mit dem Ertasten der vorderen Front. Auch hier finden wir in der Mitte das Eingangsportal, das von vier Säulen gestützt wird – in der Fachsprache nennt man das Säulenportikus –, und eine vielfenstrige Fassade. Beachten Sie bitte auch die Vertiefung über dem Portal, das ist ein Balkon.

Das Besondere an diesem Gebäude beziehungsweise Modell ist eine Rampe, die von links und von rechts zum Eingangsportal hinaufführt. Uns stellt sie sich in der Form von zwei Keilen dar oder auch halben Quadern, wenn man so will.

Besonders spannend und einzigartig ist die Kolonnade, ein Säulengang, der links vom Eingang beginnt, sich über die gesamte linke Vorderfront des Palais hinzieht und dann um die Ecke biegt, um hier die Begrenzung zwischen dem Hof des Palais und der Seitenstraße, der Niederlagstraße, zu bilden.

Die Räume zwischen den Säulen – eine Kolonnade ist ja ein an den Seiten offener Gang – sind im Modell als Einbuchtungen erkennbar, und ihre Überdachung wird sich für Sie – im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäudeflächen – nicht glatt anfühlen, sondern eher rau und von vielen unregelmäßigen Linien durchzogen.

Das Kronprinzenpalais besitzt einen großen Hof oder vielmehr Garten, dessen blanke Oberfläche wir sehr gut ertasten können. Unterbrochen wird diese Fläche nur von zwei Baumgruppen, deren Brokkoliähnlichkeit wir bereits von früheren Objekten kennen, und begrenzt auf der einen Seite von der Kolonnade und auf der anderen Seite von der langen Rückfront des Prinzessinnenpalais, dem heutigen Palais Populaire.

Nun wandern wir mit den Fingerspitzen zur hinteren Begrenzung des Gartens des Kronprinzenpalais. Dort entdecken wir ein rundes turmähnliches Gebäude mit einem in der Mitte spitz zulaufenden Dach. Das ist der Schinkelpavillon, der früher die Gaststätte „Schinkelklause“ beherbergte und heute für Kunstausstellungen genutzt wird.

Eine weitere Begrenzung des hinteren Bereichs des Kronprinzenpalaisgartens bildet die Rückseite der Friedrichswerderschen Kirche, die die nächste Station unserer Tastführung ist.

Diese berühmte Kirche wurde von Karl Friedrich Schinkel von 1824 bis 1831 im Stil der Neogotik erbaut. Sie liegt ein wenig versteckt hinter dem Kronprinzenpalais und dreht der Straße Unter den Linden den Rücken zu, das heißt ihre Vorderseite ist zur Französischen Straße, die den unteren Rand unseres Tastmodells bildet, ausgerichtet. Außerdem ist sie zwischen zwei modernen Gebäuden, die hier nicht näher bezeichnet werden sollen, „eingeklemmt“.

Wir stellen uns an den rechten unteren Rand des Tastmodells. Die beiden einzelnen Türme rechts und links vom Eingang zur Friedrichswerderschen Kirche erkennen Sie daran, dass sie alle anderen Gebäude in der Umgebung überragen, der rechte Turm ist sogar noch etwas höher als der linke.

Jeder Turm besteht aus fünf Quadern, die durch hervorstehende Querstreben getrennt sind. An den drei unteren Quadern ertasten Sie größere einzelne Einbuchtungen, das heißt, sie besitzen jeweils ein Fenster. Bei den beiden oberen Quadern hingegen finden Sie drei schmalere Einbuchtungen, diese haben also jeweils drei Fenster.

Die beiden oberen Quader ragen über das Kirchendach hinaus. Gekrönt werden sie von jeweils vier Zinnen, die ihre Ecken bilden. Die Zinnen besitzen ungefähr die Größe eines kleinen Fingers.

Zwischen den beiden Türmen liegt der Eingangsbereich der Kirche. Wir können die beiden oben abgerundeten und nur von einer senkrechten Wölbung (Längssäule) voneinander getrennten Portale ertasten, ja, sogar die Schwelle vor ihnen in Form einer leichten Erhebung.

Über den beiden Portalen wird die Front von einer portalförmigen Einbuchtung dominiert, die etwa doppelt so groß wie die beiden Eingangsportale zusammen ist. Das ist in der Realität ein großes einzelnes Fenster.

Sie können nun Ihre Fingerspitzen auf dem glatten flachen Kirchendach beziehungsweise Kirchenschiff entlang wandern lassen, von der eckigen Kante hinter den beiden Türmen über der Vorderfront bis hin zum abgerundeten Ende über der Rückfront, unter der sich der Chor der Kirche befindet. Hier auf dem Dach steht auch der Name „Friedrichswerdersche Kirche“ in Brailleschrift geschrieben.

Nicht vergessen sollten wir die Seitenfronten der Kirche. Sie haben jeweils fünf Bogenfenster. Bogen bedeutet, sie sind unten rechteckig und oben halbkreisförmig (diese Bogenform fanden wir schon beim Eingangsportal).

Nun kommen wir zum Prinzessinnenpalais. Am besten „laufen“ wir zur Vorderfront des Kronprinzenpalais und damit zur Straße Unter den Linden zurück. An der rechten Seite des Palais entdecken unsere Fingerspitzen ein „Zwischenstück“, ein schmales Gebäudeteil, in der Fachsprache Schwibbogen genannt, der als ein Verbindungsgang zwischen dem Kronprinzenpalais und dem Prinzessinnenpalais, dem heutigen Palais Populaire, angelegt ist.

Wir biegen links um die Ecke und haben nun die lange Vorderfront des Palais Populaire vor uns, das quer zur Straße Unter den Linden steht (die Rückfront bildet eine Begrenzung des Gartens des Kronprinzenpalais, wie Sie bestimmt erinnern). Wenn wir uns ungefähr bis zur Mitte dieser Vorderfront begeben, sind wir an dem Tastmodell angelangt, vor dem wir uns gerade befinden und unsere Tastführung absolvieren!!! Das ist auch die Stelle, an der auf dem Modell in Brailleschrift und in erhabener Druckschrift der Name Palais Populaire steht.

Zum Gebäude: Das Prinzessinnenpalais, 1733 im Stile des Friederizianischen Rokoko errichtet, heißt erst seit 2018 Palais Populaire, als ein großes Bankhaus es als Ausstellungs- und Veranstaltungsort zu nutzen begann. Zuvor war hier das bei vielen Berlinern und Touristen beliebte Operncafé untergebracht.

Was können wir ertasten? Auffällig ist zunächst der würfelförmige Kopfbau auf der linken Seite des Palais mit dem spitz zulaufenden Dach und den beiden Fensterreihen. Er ist höher als der „Rest“ des Gebäudes.

Das eigentliche Palais besitzt ebenfalls zwei Fensterreihen, dargestellt als Einbuchtungen, die Sie schon kennen. Das Spitzdach zieht sich über die gesamte Breite des Modells hin, auf dem Dach steht „Prinzessinnenpalais“ geschrieben. An einer Stelle – ungefähr in der Mitte der Front – ist das Dach etwas erhöht, das ist die Überdachung des Einganges des Palais, der als Risalit, das heißt als hervorspringender Gebäudeteil, gestaltet ist.

Links und rechts vom Eingang des Gebäudes ertasten unsere Fingerspitzen eine schmale erhöhte Fläche – die Terrasse des Gebäudes, auf der man in der warmen Jahreszeit sitzen und Kaffee trinken kann.

Apropos Kaffee beziehungsweise Kaffeepause – vielleicht möchten Sie nach den vielen Eindrücken eine symbolische Pause – und wenn Sie wollen, natürlich auch eine tatsächliche – einlegen, bevor wir zum letzten Abschnitt unserer Tastführung kommen. Das können Sie am besten, wenn Sie im Garten des Prinzessinnenpalais – das ist die freie Fläche vor dem Gebäude – Ihre Fingerspitzen einen Spaziergang machen lassen. Hier entdecken Sie einige Bäume und viele kleine Figuren – Denkmäler von berühmten Persönlichkeiten mit Berlin-Bezug, auf die wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

Nach der Pause begeben wir uns zum Modell der Staatsoper, als reales Gebäude eines der schönsten und bekanntesten in der Prachtstraße Unter den Linden – und vielleicht auch der Höhepunkt unserer Tastführung.

Zum Hintergrund: Die Staatsoper wurde zwischen 1741 und 1743 im Auftrag Friedrich II. von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Stil des Friderizianischen Rokoko errichtet. Sie ist das älteste Opernhaus Berlins. Inzwischen ist sie mehrmals renoviert worden, zuletzt unter Generalmusikdirektor Daniel Barenboim.

Wenn Sie das Modell in seiner Gesamtheit abtasten, werden Sie feststellen, dass die Staatsoper ein sehr kompaktes Gebäude ist, das heißt, es ist nicht so groß wie die Staatsbibliothek oder die Humboldtuniversität und besitzt keine Innenhöfe oder Gärten. Trotzdem finden wir eine Vielzahl an unterschiedlichen Gebäudeteilen, die sich uns durch Erhöhungen, Abrundungen, Vorsprünge, Einbuchtungen usw. bemerkbar machen.

Zunächst der Eingangsbereich: Wir fühlen einen Vorsprung mit sechs senkrechten Wölbungen, „unseren“ Säulen, das ist der eigentliche Eingang, das Portal. Rechts und links davon setzt sich die Vorderfront fort. Damit ist aber nicht die gesamte Breite des Gebäudes erreicht. Wenn wir mit den Fingerspitzen an den Seitenfronten des Eingangsbereiches entlangfahren, stoßen wir auf eine weitere, breitere Front, eine zweite Vorderfront sozusagen, die die gesamte Breite des Modells beziehungsweise Gebäudes einnimmt.

Dieser gesamte vordere Bereich wird von einem Dach mit drei Flächen, die spitz aufeinander zulaufen, gekrönt, die vierte, hintere Fläche stößt an ein noch höheres Gebäudeteil. Wir können davon ausgehen, dass sich unter diesem Zeltdach, wie es in der Architektensprache genannt wird, das Vestibül der Staatsoper befindet.

Der mittlere und noch breitere Teil des Gebäudes stellt sich uns ebenfalls in Form eines Quaders dar. Wir können sehr schön unsere Fingerspitzen auf seinem flachen Dach entlang wandern lassen und entdecken möglicherweise eine Art Rinne an der Stelle, an der das Dach auf dem Quader aufliegt

Zu beiden Seiten des Gebäudes haben wir Vorsprünge, die uns mit ihren Säulen stark an das Eingangsportal erinnern (und auch nichts anderes als Seiteneingänge sind), und natürlich finden wir auch hier wieder die typischen flachen und unterschiedlich großen Einbuchtungen, die Fenster darstellen sollen.

Auf diesem mittleren Gebäudeteil befindet sich ein weiterer Quader, von dem vorhin bereits als Abschluss der vierten Dachseite des Eingangsbereiches die Rede war. Während die anderen Gebäudeteile ein Längsformat besitzen, so hockt dieser Quader, bildlich gesprochen, quer auf dem mittleren Gebäudeteil.

Auf seinem nur leicht gerundeten Dach steht der Name Staatsoper in Brailleschrift und in erhabener Druckschrift geschrieben. Darunter liegt der riesige hohe Zuschauerraum der Staatsoper, in dem Sie vielleicht schon einmal gesessen und eine Oper oder ein Konzert gehört haben.

Abschließend ertasten wir den hinteren Teil des Modells der Staatsoper, unter dessen Dach wir uns den Bühnenraum vorstellen können. Hier finden wir wieder die bereits erwähnte Rinne, die sich am Dachfirst um den gesamten Gebäudeteil herumzieht.

Wir ertasten zudem das Dach, das wie ein Sattel auf dem Längsquader aufliegt, sowie an der Hinterfront ein ähnliches Portal mit sechs Säulen wie an der Vorderfront und zu beiden Seiten des Modells.

Keine Zeit zum Verschnaufen, nachdem wir nun an der Rückseite der Staatsoper angelangt sind, stehen wir vor einem zweiten Modell eines Gotteshauses, dem der St.-Hedwigs-Kathedrale.

Während die Friedrichswerdersche Kirche als evangelische Kirche gebaut worden ist, ist die römisch-katholische St.-Hedwigs-Kathedrale die Bischofskirche des Erzbistums Berlin und gleichzeitig die Pfarrkirche der Domgemeinde St. Hedwig. Sie wurde in den Jahren 1747 bis 1773 – wie zuvor die Staatsoper – nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtet.

Freunde von runden Dächern, im Fall der St.-Hedwigs-Kathedrale von Kuppeldächern, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Doch der Reihe nach, beginnen wir – wie immer – mit dem Eingangsbereich. Das ist wieder ein Portal mit sechs senkrechten Säulen und einem Satteldach. Das Besondere ist, dass wir hier ein Relief zwischen dem oberen Abschluss der Säulen und dem Dach ertasten können, ein sogenanntes Giebelrelief. Spüren Sie die feinen Einkerbungen auf der bronzenen dreieckigen Oberfläche? Hier sind Szenen aus dem Neuen Testament dargestellt.

Vom Dach des Eingangsportals „springen“ unsere Finger nun aufwärts auf eine Halbkugel. Das ist das Kugeldach der Oberkirche, der größeren der beiden Gebäudeteile, aus denen die Hedwigs-Kathedrale besteht. Die Kugel beziehungsweise Halbkugel ist so groß, dass Sie sie bestimmt einmal mit beiden Händen umfassen können. Genießen Sie die kühle Bronze!

Aus der Mitte der Kugel ragt eine Spitze empor, das ist das markante Kreuz, das das Gebäude krönt. Wenn wir Mittel- und Zeigefinger unter das Kreuz schieben, können wir uns vorstellen, dass wir Riesen sind und in der Lage, die Kathedrale in die Höhe zu heben …

Hinter der Oberkirche haben wir das kugelige Dacherlebnis noch einmal, nur ist die Kugel hier kleiner und niedriger und sie besitzt kein Kreuz. Sie sind am Dach der Unterkirche angelangt, in der sich die Krypta befindet.

Ober- und Unterkirche haben nicht nur ein rundes Dach, sie besitzen auch selbst einen kreisförmigen Grundriss. Man nennt das auch Rotunde. Diese Form ist ungewöhnlich für eine Kirche in unseren Breitengraden, wo man hauptsächlich die Kreuzform kennt.

Hingewiesen sei noch auf die ungewöhnlich großen Rundbogenfenster an allen Seiten des Gebäudes und auf den Hauptsims, der Stelle also, wo das Dach beziehungsweise die Dächer auf dem Grundkörper aufsitzen. Wir erkennen diesen Sims an den beiden feinen Wölbungen, die sich parallel zueinander um das gesamte Modell – ausschließlich des Eingangsportals – herumziehen. Zwischen ihnen hat unser kleiner Finger Platz.

Den Abschluss unserer Tastführung bildet ein besonders prächtiger Platz, der Bebelplatz, benannt nach dem Sozialdemokraten August Bebel.

Er liegt rechts neben der Staatsoper, wenn Sie sich vor dieser befinden, beziehungsweise links davon, wenn Sie hinter ihr stehen (und damit an der unteren Längsseite des Tastmodells).

Auf Grund seiner Lage neben der Staatsoper wurde dieser Platz ursprünglich Opernplatz genannt.

Einigen wir uns auf die Position untere Längsseite Tastmodell. Zunächst haben wir wieder die freie Fläche beziehungsweise Platte mit der Beschriftung „Palais Populaire by Deutsche Bank“ vor uns, rechts davon das Modell der St.-Hedwigs-Kathedrale und in ihrer Fortsetzung das der Staatsoper. Unmittelbar über der Platte finden wir dann eine weitere Fläche, das ist der Bebelplatz.

Sie erkennen ihn sehr gut an dem Muster, mit dem ihn der Gestalter des Tastmodells ausgestattet hat, um ihn unverwechselbar zu machen – und zwar sind das viele kleine Quadrate, neun in der Breite und achtzehn in der Länge, die sich in ihrer Gesamtheit zu einem Rechteck, dem Bebelplatz, vereinen.

Sie können die Anzahl der Quadrate gern nachzählen, das geht sehr gut, weil ihre Ränder leicht gewölbt sind.

Der Name Bebelplatz steht an der rechten unteren Seite in Braille- und in erhabener Druckschrift.

Auffallen wird Ihnen sicherlich auch eine weitere Schrift mitten auf dem Platz: „Denkmal zur Bücherverbrennung“ steht hier in Längsrichtung geschrieben.

Zwischen der Braille- und der erhabenen Druckschrift finden Sie eine Vertiefung, die ungefähr die Größe eines der Quadrate hat. An dieser Stelle befindet sich das 1995 von dem israelischen Künstler Micha Ullman geschaffene „Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung“, wie es offiziell heißt.

Am 10. Mai 1933 wurden auf dem damaligen Opernplatz durch die „Deutsche Studentenschaft“ zirka 20.000 Bücher von Autoren verbrannt, die den neuen Machthabern, den Nationalsozialisten, nicht genehm waren.

Unter der in der Realität gläsernen Bodenplatte, die wir uns nur vorstellen können, gibt es einen unterirdischen Raum mit leeren weißen Bücherregalen aus Beton.

Auf der linken Seite wird der Bebelplatz von der Alten Bibliothek begrenzt, die von 1775 bis 1780 von Georg Friedrich Boumann im Stil des Barock errichtet wurde. Dieser erste selbständige Bibliotheksbau Berlins wird wegen seiner konkaven Form im Volksmund auch Kommode genannt.

Wir erkennen diese seltene geschwungene Form am besten, wenn wir mit den Fingerspitzen an den Dachkanten entlangfahren, die nur in der Mitte des Gebäudes vom Eingangsbereich und auf der Rückseite von einem würfelförmigen Anbau mit Satteldach unterbrochen werden. Auf dem Dach finden wir ein schönes Beispiel für ein Walmdach; das ist ein Aufsatz in der Mitte der ansonsten glatten Dachfläche, der sich hierhin „verirrt“ hat.

Der Eingangsbereich des Gebäudes wie überhaupt seine gesamte Vorderfront ist wieder mit vielen Einbuchtungen (Fenstern) und senkrechten Wölbungen (Säulen) bestückt, die Sie gut ertasten können.

Heute ist in der Alten Bibliothek die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität beheimatet.

Wer möchte, kann nun zum Ausgangspunkt unserer Tastführung, dem Modell des Reiterdenkmals Friedrichs des Großen, zurückkehren. Es befindet sich „gleich links“ auf der Straße Unter den Linden, die an der Nordseite des Bebelplatzes vorbeiführt.

Ansonsten überlassen wir Sie Ihrem taktilen Sinn – vielleicht möchten Sie noch länger verweilen, es gibt noch viel zu entdecken – und hoffen, dass Ihnen die Führung über das Modell des Quartiers der Straße Unter den Linden eine gute Vorstellung von dieser historischen Mitte Berlins ermöglicht hat.

Wegbeschreibung

Wegbeschreibung vom U-Bahnhof Museumsinsel (U5) zum Tastmodell Quartier Unter den Linden, Unter den Linden 5, 10117 Berlin

Begriffserklärungen und Erläuterungen zu den Wegbeschreibungen finden Sie im Glossar auf unserer Seite.

Am Leitsystem bis zum Ende des Bahnsteigs in Fahrtrichtung Hauptbahnhof. Der erste Treppenaufgang endet auf einer Zwischenebene. Rechter Hand Wand. An der Wand orientieren. Wenige Schritte weiter bis zum Ende der Wand. Rechts entlang. Rechter Hand Wand. An der Wand orientieren. Wenige Schritte weiter bis zum Ende der Wand. Rechts entlang. Einige Meter weiter. Der zweite Treppenaufgang endet auf einer weiteren Zwischenebene. Wenige Schritte weiter. Rechts entlang. Einige Meter weiter. Der dritte Treppenaufgang endet auf dem Fußgängerweg. Rechter Hand Straße Unter den Linden. Achtung: Breite Häuserkante! Etwa 40 Meter weiter bis zur Plus-Kreuzung Straße Unter den Linden / Oberwallstraße. Die Oberwallstraße überqueren. Rechter Hand Straße Unter den Linden. Einige Meter weiter bis zur Werbetafel mit Bushaltestellenwartehäuschen. Links entlang. Etwa 15 Meter weiter bis zur Hauswand. Rechts entlang. Linker Hand Hauswand. An der Hauswand orientieren. Einige Meter weiter bis zum Ende der Hauswand. Links entlang. An der Hauswand orientieren. Linker Hand Wand. Wenige Schritte weiter. Rechts entlang. Linker Hand Wand. An der Hauswand orientieren. Wenige Schritte weiter bis zum Ende der Wand. Links entlang. Linker Hand Wand. An der Hauswand orientieren. Wenige Schritte weiter bis zum Ende der Wand. Links entlang. Linker Hand Wand. An der Hauswand orientieren. Wenige Schritte weiter. Rechts entlang. Linker Hand Wand. Gitterfenster. Einige Meter weiter bis zum vierten Gitterfenster. Linker Hand Wand. Rechts entlang. Wenige Schritte weiter bis zum Tastmodell. Links entlang. Rechter Hand Tastmodell. Wenige Schritte weiter bis zum Ende des Tastmodells. Rechts entlang. Die Tastführung beginnt an der Tafel mit der Punktschrift „Prinzessinnenpalais und Umgebung Unter den Linden.