Weidendammer Brücke

Die Weidendammer Brücke

„Es war wenige Schritte vor der Weidendammbrücke, dass mir dieser glücklichste Gedanke meines Lebens kam, und als ich die Brücke wieder um ebenso viele Schritte hinter mir hatte, war ich dann verlobt.“ Als Theodor Fontane 1845 seiner Emilie den Antrag machte, mussten sich die Fußgänger den Übergang über die Spree noch mit Pferdefuhrwerken teilen. Aber schon damals zog die „Weidendammer“ als eine der ersten gusseisernen Brücken Europas die Aufmerksamkeit der Berliner auf sich.

Die Industrialisierung mit seinem ständig wachsenden Verkehrsaufkommen in der Metropole erforderte bald Veränderungen. Um die Jahrhundertwende entstand die Brücke in der uns bekannten Form. Sie wurde breiter und das Gusseisen durch Stahl ersetzt. Als kaiserliches Statussymbol und beliebte Flaniermeile bekam sie auch ihren Schmuck, der heute noch zu bewundern ist.

Die Adler mit ihren ausgebreiteten Schwingen erheben den größten Anspruch der Aufmerksamkeit. Sie tragen das preußische Staatswappen auf dem Bauch und die Reichskrone auf dem Kopf. Aber entdecken sie die Schönheit und den Reiz der Weidendammer Brücke selbst.

Tastbeschreibung

Die Tastbeschreibung beginnt am rechteckigen Sockel der am Anfang und Ende der Brücke stehenden Kandelaber.

Die Kandelaber sind beidseitig durch ein aufwändig gestaltetes Ziergitter eingefasst. Legen sie die Hand auf das Brückengeländer und folgen sie dem Geländer bis sie auf eine stilisierte faustgroße Knospe mit eingerollten Blättern treffen. Wenn sie in Laufrichtung eine Handbreit hinter der Knospe nach unten tasten, treffen sie in Kniehöhe auf ein Medaillon, in dessen Mitte sich der als Relief gestaltete Kopf eines Fabelwesens befindet. Die Gesichtszüge sind markant und im Profil dargestellt. Haar und Bart werden durch Blütenblätter angedeutet. In Laufrichtung weiter neben dem Fabelwesen kann das Ziergitter des Kandelabers ertastet werden. Das prunkvoll geformte Ziergitter ist durchzogen mit den typischen floralen Ornamenten des Jugendstils. Geschwungene Blätter und dekorative Blüten oder Knospen breiten sich reliefartig über das gesamte Areal aus. Weiter in Laufrichtung treffen sie auf den Sockel des Kandelabers, ein massiver aber dennoch schlanker und spielerisch verzierter Fuß, der sich nach oben hin verjüngt. Etwa in Kniehöhe ist der Name der Brücke in hervorgehobener, goldener Schrift gut zu ertasten. Oberhalb des Geländers verjüngt sich der Sockel weiter und geht in ein durchbrochenes Gitterwerk über. Ganz oben und nicht mehr ertastbar erhebt sich der zweiarmige Kandelaber über der Brücke. Seine Spitze krönt eine vergoldete Sonne mit angedeuteten Strahlen. Unter der Sonne tragen Fabelwesen Licht in Laternen.

Unser nächstes Ziel ist der Adler in der Brückenmitte. Nach dem Kandelaber folgen sie dem Geländer weiter bis zur siebten Knospe. Gleich danach beginnt das mittlere Segment der Brücke mit dem Adler im Zentrum. Aufwändiges Ziergitter, ähnlich floral gestaltet, wie am Kandelaber umfasst den Adler. Auf dem Geländer ist jeweils zu beiden Seiten des Adlers ein Fischkörper dargestellt. Ertasten Sie das Maul, fahren Sie mit der Hand über den Kopf des Fisches, den Fischkörper mit Flossen und weiter dem gebogenen Verlauf des Geländers folgend nach oben.
Dort können sie in etwa zwei Meter Höhe die Krone des Adlers ertasten. Die sechseckige Kaiserkrone trägt auf vier Halbbügeln den Reichsapfel. Eventuell müssen Sie sich auf Zehenspitzen stellen oder fahren unterhalb der Krone mit der Erkundung fort. Unterhalb der Geländerrundung, um die das Kronenband geschlungen ist, können Sie den filigran gearbeiteten Kopf des Adlers wahrnehmen. Er wendet sich nach links und streckt keck seine Zunge heraus. Auf seinem Bauch trägt er das preußische Staatswappen. Hier werden Sie auch viele Vorhängeschlösser finden. Sie sind Ausdruck eines Rituals für Liebende, die dauerhaftes Glück suchen und nie endende Liebe. Ein Kuss, das Schloss schnappt zu und ab mit dem Schlüssel in die Spree. Man kann nur hoffen, dass es dem Glück und der Liebe kein Abbruch tut, wenn das Ordnungsamt die Liebesschlösser zum Schutz der Brücke von Zeit zu Zeit wieder entsorgt. Unterhalb des Wappens streckt der Adler beidseitig seine Beine aus. Seine kraftvoll gespreizten Krallenfüße umfassen den unteren Rand des Geländers.
Den besten Eindruck von seiner imposanten Erscheinung bekommen Sie, wenn Sie sich mittig vor den Adler stellen und Ihre Arme seitwärts ausbreiten. Sein anmutig gespreiztes Gefieder, wovon Sie jede einzelne Feder fühlen können, füllt fasst das gesamte Areal aus. Können Sie spüren, wie majestätisch er sich präsentiert? 

Im Laufe der Geschichte hat die Weidendammer Brücke immer wieder ihre Form und Funktion verändert. Im 17.Jahrhundert noch aus Holz und als Anbindung der Dorotheenstadt zur Spandauer Vorstadt errichtet, konnte sie sich bis heute immer den Erfordernissen der Zeit anpassen. Und mit ihrem Charme regte sie die Fantasie ihrer Besucher an. Für Heinrich Heine war sie die „Idee der Unendlichkeit“ und inspirierte Wolf Biermann zur Ballade vom preußischen Ikarus.

Stand 2023

Wegbeschreibung

Wegbeschreibung vom Zentralpunkt / Sternverteiler Friedrichstraße zur Weidendammer Brücke auf der Friedrichstraße.

Begriffserklärungen und Erläuterungen zu den Wegbeschreibungen finden Sie im Glossar auf unserer Seite.

180-Grad-Drehung nach links. Linker Hand Friedrichstraße. Etwa 50 Meter weiter (Achtung: Häuserkante möbliert, Poller!) bis zu einer Steinkante. Links entlang. Rechter Hand Steinkante. Wenige Schritte weiter unter der S-Bahnüberführung bis zum Ende der Steinkante. Rechts entlang. Linker Hand Friedrichstraße. Etwa 40 Meter weiter bis zur ersten Einfahrt. Achtung: Poller! Etwa 40 Meter weiter (Achtung: Häuserkante möbliert, Poller!) bis zur zweiten Einfahrt. Achtung: Poller! Etwa 80 Meter weiter bis zur Plus-Kreuzung Friedrichstraße/Am Weidendamm (Achtung: Häuserkante möbliert!). An der nicht barrierefreien Ampel die Straße Am Weidendamm überqueren. Linker Hand Friedrichstraße. Wenige Schritte weiter.

Rechts orientieren. Wenige Schritte weiter ist das Brückengeländer der Weidendammer Brücke.